Noch ist es unser Luxus, Slums und Autobomben und überhaupt die wirklich bedrohlichen Vektoren der demographischen und sozialen Entwicklung auf diesem Planeten als ferne Phänomene betrachten zu können. So ferne, wie vor 30 Jahren der Bericht des Club of Rome schien. Aber eines ist totsicher: Wenn das Thema Autobombe breit in den Populären Kulturen auftaucht, ist es vermutlich mitten in unseren Städten angekommen.
Thomas Wörtche, Kaliber 38, Crime Watch 07/2007
Von Bagdad nach London: Das urbane Leben und die Mobilität sind die Ziele des Terrorismus und der Sicherheits- und Überwachungsmaßnahmen.
Florian Rötzer, Autobomben als Massenvernichtungswaffen, Telepolis, 1.7.2007 mehr ...
Billig, leicht herzustellen, absolut zerstörerisch: Autobomben sind zum Symbol des Terrors geworden. "Manifeste, die mit dem Blut der anderen geschrieben werden", sagt ein US-Historiker, der die Blutspur der mobilen Todesfallen nachvollzogen hat - von Paris, New York, Beirut nach Bagdad.
Jörg Diehl, Tod auf Rädern, Spiegel Online, 12. Juli 2007 mehr ...
Mike Davis ist ein Grundlagenwerk der Militärgeschichte gelungen, das längst überfällig war.
Andrian Kreye, Die Luftwaffe des kleinen Mannes, Süddeutsche Zeitung, 7.9.2007
Davis zeigt an vielen Beispielen, dass die militaristische Enthemmung auf ihre Urheber zurückfällt und es beim Einsatz «faschistischer Waffen» nach humanistischen Kriterien keine Gewinner geben kann. Wer über die innere Aufrüstung Britanniens der letzten dreissig Jahre spreche, so Davis, dürfe über die Militärstrategie der IRA nicht schweigen. Und wer über die Islamisten rede, solle nicht Timothy Veigh und die Autobombe auf das Regierungsgebäude von Oklahoma-City 1995 aus dem Gedächtnis verlieren. Vereinfachungen rächen sich.
Andreas Fanizadeh, Eine Waffe ohne Gewinner, WOZ, 26.7.2007
Davis zählt sieben Merkmale von Autobomben auf: Sie haben eine hohe Zerstörungskraft; sie erlauben marginalen Akteuren mediale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen; sie sind billig, leicht zu bauen, verursachen fast immer „Kollateralschäden" und zerstören deswegen oft die moralische Glaubwürdigkeit derjenigen, die sie einsetzen (ein Merkmal, das leider immer seltener zuzutreffen scheint); sie sind anonym und hinterlassen kaum kriminalistisch verwertbare Spuren und sie können kaum vertuscht werden. ... Selbstmordanschläge mit Autobomben sind heute im Irak trauriger Alltag und nehmen auch in Afghanistan ständig zu. Die jüngsten Anschlagsversuche in London und Glasgow scheiterten glücklicherweise, lassen aber befürchten, dass künftig auch Europa vermehrt mit Angriffen rechnen muss. Davis' Prognose, dass die „Autobombe vermutlich eine großartige Zukunft" haben wird, ist leider nicht von der Hand zu weisen.
Christoph Laimer aus dérive - Zeitschrift für Stadtforschung
Christian V. Ditfurth Die blutige Spur der vierrädrigen Bombe aus Die Welt mehr ...
Autobomben gehören zu den neuen, asymmetrischen Kriegen wie der Begriff »Kollateralschaden«, der andeutet, daß die Herren der großen, komplizierten Waffensysteme mit Toten aus der Zivilbevölkerung kalkulieren. Die Autobombe ist die »Luftwaffe des kleinen Mannes«, der auch keine Unterschiede macht. Wie jede erfolgreiche Technik verdient sie eine angemessene Geschichtsschreibung, meint der Historiker und Soziologe Mike Davis. »Eine Geschichte der Autobombe« ist die Fortführung seiner Bücher über die großen segregierten Städte, die Entwicklung von Slums an deren Peripherie. Das Buch verfolgt einen wichtigen Strang moderner Stadtentwicklung. Tatsächliche oder vermeintliche Bedrohungen - Bürgerkrieg, Besatzung, Terror, Guerillaaktivitäten - verändern Stadtlandschaften heute erheblich. ... Dem auf technische Raffinesse setzenden, ewig sich überflügeln wollenden Sicherheitsdiskurs der Herrschenden erteilt Davis eine schroffe Abfuhr. Er plädiert für »soziale und ökonomische Reformen oder erweiterte Selbstbestimmung, die zu einer Abrüstung in den Köpfen führen könnte«. Dass insbesondere die Politik der USA in eine ganz andere Richtung weist, daran lässt Davis keinen Zweifel. Genauso klar ist seine Bewertung des Einsatzes von Autobomben. Für ihn ist das Töten mit dieser Technik tendenziell ein faschistischer Akt. Wer hier eine Inflationierung des Faschismus-Begriffs vermutet, der mag sich die konsumtive Rolle der Gewalt als Mittel und Selbstzweck in der Entwicklung des italienischen Frühfaschismus vor Augen führen.
Gerhard Hanloser Dynamitkutscher aus junge welt
Raul Zelik Eine faschistische Waffe aus taz mehr ...


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