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Aus dem Italienischen von Klaus-Peter Arnold, Erstausgabe als Hardcover 2020, Neuauflage als Paperback 2023, 672 Seiten, Paperback, auch als E-Book erhältlich
ISBN | 978-3-86241-497-0 |
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Erschienen | 03/2023 |
Paris, im Januar 1793: Die Hinrichtung Ludwig XVI. unter der Guillotine steht kurz bevor, ein letzter Versuch zu seiner Befreiung scheitert. Es beginnt die dramatische Phase der Jakobinerherrschaft, der entflammten politischen Leidenschaften, der gegenrevolutionären Verschwörungen und Aufstände.
Der Arzt Orphée D’Amblanc, ein Anhänger der Hypnosetechnik, stellt seine Praktiken in den Dienst der Revolution. Sein schärfster Widersacher, ein mysteriöser Mann, der sich Laplace nennt, hat sich bei den Verrückten in der Anstalt von Bicêtre einquartiert und plant einen Coup zur Wiedereinsetzung der Monarchie. Nach dem Sturz Robespierres ziehen Horden bizarrer Männer durch die Straßen von Paris – eine scheinbar unbesiegbare Armee der Schlafwandler, zu der sich die Schlägertrupps der neureichen Jeunesse dorée formiert haben.
Es schlägt die Stunde des Léo Modonnet: Der nach Frankreich emigrierte italienische Schauspieler entdeckt, dass einzig die Revolution eine Erfolg versprechende Bühne bietet. In der Maske des Scaramouche turnt er über die Dächer der Stadt und wird zum Rächer und Helden der Sansculotten. An seiner Seite Marie Nozière, eine Frau aus dem Volk, die von der Revolution Brot und Freiheit verlangt.
Wu Mings neuer Roman erzählt das epochale Ereignis der französischen Revolution aus der Perspektive des gemeinen Volkes, der rebellierenden Frauen und der Sektionen der aufständischen Kommune von Paris.
Die Autoren experimentieren dabei mit Stilmitteln des historischen Romans in der Tradition Victor Hugos, Figuren der Commedia dell’arte, der derben Sprache des gemeinen Volkes in der zeitgenössischen Publizistik sowie einer bühnenreifen Komposition in der Art des Théâtre du Soleil von Ariane Mnouchkine.
Das Werk des Autorenkollektivs stellt eine Historiografie von unten dar. Mehr noch als in ihren anderen Büchern ziehen Wu Ming hier stilistisch unterschiedliche Register. Das Buch wird bevölkert von urbanen Legenden aus dem revolutionären Paris des ausgehenden 18. Jahrhunderts.
Florian Schmid, ND, 10.3.2020 mehr …
Der Roman zeichnet ein faszinierendes Bild des revolutionären Frankreichs und ist eine fesselnde Lektüre. Das hat das Buch nicht zuletzt der großartigen Übersetzung aus dem Italienischen von Klaus-Peter Arnold zu verdanken. Das 1994 aus der Bologneser Subkultur entstandene Kollektiv bricht dabei u.a. mit der Tradition, die Chronik der Grande Nation nachzuerzählen. Die Armee der Schlafwandler rechnet vielmehr mit einer Männerwelt ab, deren Versuche, die Gesellschaft neu zu formen, im Taktieren zwischen Tagesgeschäft und Machtintrigen scheitern.
Hubert Holzmann im TITEL kulturmagazin am Indiebooktag 2020 mehr …
„Die Armee der Schlafwandler“ ist ein enorm vielschichtiges, ausgeklügeltes Epos. Für Lesehungrige, die sich gerne abseits des Mainstreams bewegen, eine absolute Pflichtlektüre. Und für Freunde alternativer Geschichtsromane natürlich auch.
Werner Krause, Zeit für gute Bücher, Kleine Zeitung, 23.3.2020 mehr …
»Die Armee der Schlafwandler« ist ein raffiniertes Spiel mit allerlei Versatzstücken, mit Fakten und Fiktion, es ist eine temporeiche Geschichte, die viel Stoff zum Nachdenken bietet.
Christiane Pöhlmann, FAZ, 4.4.2020 mehr …
Die Lektüre beschert einen Thesaurus voller verblüffenden Wendungen, schrägen Perspektiven, originellen Interpretationen und überraschenden Verbindungen. Ein hochspannender historischer Polit-Thriller, wider alle Konvention.
Thomas Wörtche, Revolution und Mesmerismus, CrimeMag, Mai 2020 mehr …
Einen Riesenspaß hat Rezensent Mario Scalla im Hessischen Rundfunk an dem Roman „Die Armee der Schlafwandler“. Aus einer rebellischen Perspektive „von Unten gegen Oben“ zeichne das Werk ein historisch exakt recherchiertes, sehr versiertes Panorama der Französischen Revolution mit realistisch gezeichneten Figuren. Es handele sich zudem um einen vielschichtigen modernistischen Roman, der ästhetische und politische Avantgarde miteinander verbinde und zeige, dass Theater, Kunst und Literatur auch immer nichtkonform und radikal sein können.
Mario Scalla, Hessischer Rundfunk, 4.5.2020 mehr …
“Die Armee der Schlafwandler”, als Allegorie auf Neue Rechte und Populismus verstanden, ist ein brandaktuelles Buch.
Florian Schmid, Die Zombies sind los , der Freitag, 20/2020 mehr …
Bei Erscheinen des italienischen Originals im Jahr 2014 lobte die linke Tageszeitung Il Manifesto Wu Mings »Geschichten von Besiegten, die, statt zu entmutigen, Hoffnungen schüren und Vertrauen zurückgeben«. Das gilt, und vielleicht in besonderem Maße, auch für »Die Armee der Schlafwandler«.
Jens Renner, ak, 19.5.2020
Die Französische Revolution aus der Sicht des Volkes, der Marktfrauen und der kleinen Leute erzählt – dieses Projekt verfolgt das Autorenkollektiv Wu Ming in seinem Roman, der aus verschiedenen Textsorten montiert ist. Dialogische Erzählszenen wechseln sich mit Polizeiberichten, privaten Briefen, Protokollen des Nationalkonvents und anderen vorgeblich historischen Dokumenten ab. Ein interessantes literarisches Experiment.
Katja Lückert, Büchermarkt, Deutschlandfunk, 10.6.2020 mehr …
Das italienische Autorenkollektiv “Wu Ming” lässt die Leserinnen und Leser spüren, dass die französische Revolution als historisches Ereignis tiefe Spuren hinterlassen hat und Fragen aufwirft, die für vergangene und künftige gesellschaftliche Umwälzungen von höchster Bedeutung sind. Und das mit einer sprachlichen Wucht, die in historischen Romanen ihresgleichen sucht.
Gerhard Klas, WDR, 14.8.2020 mehr …
Wo sonst kann man derart ins Innere der Französischen Revolution eintauchen? Hier kann man sie schmecken, riechen, fühlen und schließlich, nach einer durchgelesenen Nacht, zur Jakobinermütze greifen, um den neuen Tag als Sansculotte zu begehen.
Oliver Steinke, Mit Scaramouche auf den Pariser Dächern, GWR 452, Oktober 2020 mehr …
Die Revolution ist bei Wu Ming kollektiver Wahnsinn und zugleich Straßentheater, ein mutiger Hauptdarsteller wie Scaramouche wird zum Popstar. Der Aktivismus der Frauen aber ängstigt auch viele Progressive.
Jens Renner, Madame Guillotine kennt kein Pardon, WOZ, 16.7.2020 mehr …
Ein großes Glück, dieser aberwitzige, intellektuelle, überbordende Roman.
Jana Volkmann, Ab mit dem Kopf, Tagebuch, Wien mehr …
Die Autoren schildern die revolutionären Wirren konsequent aus der Sicht der Armutsbevölkerung der Pariser Vorstädte. Grandios schildert der Roman die damaligen Ereignisse. Und nicht zuletzt ist er ein Hohelied auf die subversive Kraft des Theaters. Allein schon das lohnt die Lektüre.
Gerd Bedszent, junge welt, 30.11.2020 mehr …