Bei Mary Shelley war Frankensteins Kreatur ein Spiegelbild menschlicher Hybris. Der Iraker Ahmed Saadawi adaptiert den Roman ebenso frei wie raffiniert: Im missgestalteten Leib des Monsters reflektiert er gleich doppelt das Schicksal seines Landes. Sein Monster verkörpert eine Nation, die ebenso versehrt, entmenschlicht und im Zerfall begriffen ist wie ein aus Leichenteilen gefügter Körper; zugleich aber ist es ein Amalgam aus Menschen unterschiedlichster ethnischer, religiöser und sozialer Herkunft – und damit das Wesen, das der Staat nie hervorbringen konnte: "der erste wirkliche irakische Bürger". Jüdische, christliche und islamische Elemente schliesst Saadawi andernorts überraschend und auf knappstem Raum zusammen. Seine Botschaft ist stark – und unmissverständlich.
Angela Schader, Monster, die der Krieg gebiert, NZZ, 19.10.2019 mehr ...
"The novel is a ground-breaker in Arab literature that paints an authentic picture of a bleeding city": Eyal Sagui Bizawe anlässlich des Erscheinens der hebräischen Ausgabe von "Frankenstein in Bagdad".
Haaretz, 8. August 2017 mehr ...
Der Roman erzählt von einem vergangenen Bagdad, einer Stadt voller Leben, Widersprüche und Schmerz, aber auch von einer Stadt, in der Muslime, Christen und Juden zusammenlebten, wo Schiiten und Sunniten, Araber und Kurden gemeinsam die Luft der Altstadt atmeten und die einfachen Menschen sich noch nicht in Konfessionen und Religionen aufteilen ließen. Und er beschreibt ein Bagdad, das selbst ein Ungeheuer geworden ist, eine Stadt, in der entmischte Wohnviertel durch Betonmauern und Checkpoints voneinander getrennt sind und an deren Rändern tödlicher Hass zwischen den Volksgruppen gedeiht (Khaled Hroub anlässlich der Verleihung des International Prize for Arabic Fiction an Ahmed Saadawi).
Qantara, Arabischer Booker-Preis für "Frankenstein in Bagdad", 5.5.2014 mehr ...
Saadawi’s strange, violent and wickedly funny book borrows heavily from the science fiction canon, and pays back the debt with interest: it is a remarkable achievement, and one that, regrettably, is unlikely ever to lose its urgent relevancy.
Sarah Perry, The Guardian, 16.2.2018 mehr ...
Von einem beunruhigend real wirkenden Irrsinn berichtet Ahmed Saadawi in seinem Roman "Frankenstein in Bagdad" in einer konsequent klaren Sprache, die den Leser zielsicher durch das verminte Terrain einer zerstörten Gesellschaft führt. So phantastisch diese Geschichte anmuten mag, so unmittelbar trifft sie den Leser, dem hier kein tröstlicher orientalischer Diwan, sondern eine gnadenlos witzige Geschichte präsentiert wird, die dazu geeignet ist, jeden zuversichtlichen Blick auf das menschliche Treiben nachhaltig zu verätzen.
Robert Brack, Hand in Hand mit dem Monster, Crimemag mehr ...
Dem 1973 geborenen und in Bagdad lebenden Ahmed Saadawi gelingt der unglaubliche Spagat, diese mitunter tragische und brutale Geschichte über eine vom Krieg in Mitleidenschaft gezogene Metropole, prügelnde, korrupte Polizisten und sich in die Luft sprengende Selbstmordattentäter als satirischen Roman in Szene zu setzen. Ein begnadetes Stück Literatur, unterhaltsam, gesellschaftskritisch. Ein rasanter Roman, der mit einem fulminanten Ende aufwartet.
Florian Schmid, Flottes Monster, Freitag, 7.11.2019 mehr ...
Sehr angetan ist Mario Scalla im HR2 von Saadawis Roman "Frankenstein in Bagdad". Er lobt ihn als originelle und literarisch überzeugende Adaption der historischen Vorlage vor dem Hintergrund der irakischen Gesellschaft nach dem Sturz Saddam Husseins und der US-amerikanischen Intervention. Insbesondere beindrucken ihn die gelungene Kombination von Realistik und Phantastik sowie die interessanten Charaktere des Romans.
Mario Scalla, Hessischer Rundfunk mehr ...
Saadawis Roman ist kein Horrorschmöker, sondern ein Mosaik der irakischen Gesellschaft, der sprunghaft in Wohnungen, Busse und Hinterhöfe blickt, aus denen Sorgen und Perspektiven der Menschen zusammengeführt werden, ähnlich, wie es Shelley in ihren späteren Reiseberichten tat.
Nicolas Freund, Monster mit Herz, SZ mehr ...
"El País" zählt "Frankenstein in Bagdad" von zu den "besten Büchern in arabischer Sprache, die im letzten Jahrzehnt erschienen sind". Im Gespräch mit der renommierten spanischen Zeitung sagt der Schriftsteller Ahmed Saadawi, dass angesichts der "totalen Zerstörung der menschlichen Beziehungen" durch die allgegenwärtige Gewalt im Irak die Literatur für ihn ein "Schmerzmittel" gewesen sei.
El País, 24.9.2019 mehr ...
Mit leichter Hand mischt Ahmed Saadawi Elemente realen und fiktiven Horrors, Fantasy, Sozialstudien sowie intertextuelle Anspielungen auf das Original. Noch das Grausamste erzählt er in einem leichtfüssigen Tonfall, ohne dabei dessen ernsten Hintergrund, das Leid der Menschen, zu verraten.
Susanna Petrin, Luzerner Zeitung, 6.12.2029 mehr ...
"Ungemein spannend" findet der Rezensent "Frankenstein in Bagdad". Der Roman sei eine "bitterböse Satire über eine völlig hilflos agierende Staatlichkeit und eine alles lähmende Gewalt" sowie "ein beeindruckendes großstädtisches Panorama von Bagdad".
Florian Schmid, Ein Untoter im Ausnahmezustand, ND, 7.12.2019 mehr ...
Ahmed Saadawi erzählt seine Parabel über den Horror in Bagdad mit Tempo und feinsinniger Ironie. Ein großer Wurf.
Thekla Dannenberg, Perlentaucher mehr ...
Das Buch ist "eine Parabel auf die soziale, politische, religiöse und menschliche Situation des Irak nach dem Krieg von 2003, ein Essay über die Entstehung und die Vergeblichkeit von Rachegelüsten und Vergeltungswünschen, eine Karikatur der politischen und medialen Hanswursterei und auch ein Kriminalroman. Vor allem aber ist es eine große Satire, vergleichbar den 'Satanischen Versen' eines Salman Rushdie und ein Appell zu Versöhnung über den Massengräbern und den Ideologien".
Tobias Gohlis, Sprecher der Krimibestenliste
Ein krasser und heftiger Roman, der auf eine merkwürdige Weise auch sehr unterhaltsam anmutet. Beeindruckend, auf welchem Niveau Ahmed Saadawi seine Geschichte auch stilistisch und erzähltechnisch umzusetzen weiß, als wilde Mischung aus Bestandteilen und Reminiszenen verschiedenster Genres und Gattungen. Insofern, bei aller Bitterkeit, was die die realen Verhältnisse angeht, die auf diese Weise reflektiert werden: Auch ein grandioses (Toten-)Fest des Erzählens.
Noller liest (WDR) - Saadawis irrwitziger Roman “Frankenstein in Bagdad” mehr ...
Dieser großartige Kriminalroman verbindet realistische und phantastische Elemente und verknüpft den Schrecken mit Komik. Und damit stellt sich der Roman deutlich in eine antitotalitäre Linie, die ideologische, religiöse und politische Gewissheiten zersetzt und dabei ein utopisches Moment von Hoffnung behauptet. Ein großartiges, vielschichtiges und extrem vergnügliches Buch.
Thomas Wörtche, Monströse Zeiten, DLF Kultur mehr ...
Dieses Buch ist von brennender Aktualität. Es ist eine intelligente und literarisch brillante Parabel über einen Gesellschaftszustand, in dem eskalierende Gewalt ständig neue Gewalt gebiert. Voll schwarzem Humor, grotesk und satirisch, doch voller Liebe zu den Menschen und frei von Zynismus. MIT LESEPROBE!
Michael Backmund, Hinter den Schlagzeilen mehr ...
Seine grandiose, intelligente, gedanklich und sprachlich faszinierende Neufassung des Frankenstein- Mythos begreift der Autor als Sinnbild eines aus unterschiedlichsten Ethnien und Religionen zusammengeflickten Irak
Gunter Blank, Rolling Stone, März 2020
Der Roman „Frankenstein in Bagdad“ des irakischen Schriftstellers Ahmed Saadawi ist Zeitkritik und Spannung pur.
Maja Petzold, Seniorweb mehr ...
Der Roman sei eine Mixtur aus Mystery Thriller, Science-Fiction-Roman und Politsatire, meint Rezensent Christoph Vormweg. Der Roman sei eine Parabel über die Saat der Gewalt, in der Bagdad einer Vorhölle gleiche. Immer wieder besteche der Autor durch seinen zeitkritischen, oft schwarzen Humor sowie die stark und komplex gezeichneten Figuren.
Christoph Vormweg, Deutschlandfunk Büchermarkt, 15.5.2020 mehr ...
Mit seiner grandiosen Beschreibung der Verhältnisse nach dem Sturz der Diktatur, der Überlebensstrategien der Armen sowie der kriminellen Bereicherungssucht von Besitzenden, hat Ahmed Saadawi ein bemerkenswertes Stück Weltliteratur geschaffen.
Gerd Bedszent, Der Fluch der bösen Tat, jw, 14.5.2020


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