Wer die ganze Wahrheit über Los Angeles erfahren will, der kann sich, sagt Davis, den Blick in die Geschichtsbücher sparen. Er wird, da die Stadt vor allem eine Erfindung ist, in den fiktiven Storys alles finden: in Polanskis Film »Chinatown« etwa, der vom Kampf ums Wasser erzählt; in John Carpenters Science-fiction »Die Klapperschlange«, der in New York spielt und doch eine Zukunft schildert, die in Los Angeles gerade verwirklicht wird: die Innenstadt als Festung und Gefängnis; oder in Ridley Scotts »Blade Runner«, der das künftige L.A. beschreibt als Terrain der Replikanten: künstlich hergestellter Menschen, deren Bewußtsein ein Chip voller synthetischer Erinnerungen und digitalisierter Empfindungen beherrscht; Menschen, die endlich so geworden sind wie die Stadt, in der sie hausen. Und natürlich kann er sich »City of Quartz« besorgen, das ein soziologisches Fachbuch sein will und doch viel mehr geworden ist: »Es ist mehr Cyberpunk, als es irgendein Werk der Fiktion jemals sein könnte«, sagt Amerikas berühmtester Science-fiction-Autor William Gibson.
Claudius Seidl, Die Wüste bebt, Der Spiegel, 29.1.1995 mehr ...
Bereits sein zweites Buch wurde sein bekanntestes und blieb bis heute das wichtigste: »City of Quartz« von 1990, in Deutschland 1994 erschienen. Es war eine brillante Sozialgeschichte der Stadt Los Angeles, von den Anfängen bis zur damaligen Gegenwart, gespeist aus der Wut des Autors darüber, wie wenige Personen und Gesellschaften das Schicksal einer ganzen Stadt und von Millionen Menschen bestimmen können. Es war das Buch zur Zeit. Die »räumliche Apartheit« und ihre Folgen, die das Buch akribisch in allen Details beschrieb, war bis dahin weder Gegenstand der Forschung noch der gesellschaftlichen Debatte gewesen. Welche Folgen diese soziale und räumliche Spaltung hatte, wurde spätestens zwei Jahre nach Erscheinen des Buches für jedermann offensichtlich, als es 1992 nach der Misshandlung des Afroamerikaners Rodney King durch Polizisten zu nie dagewesenen bürgerkriegsähnlichen Unruhen in Los Angeles kam. Von da an galt Mike Davis als Seher, der früher als andere gesellschaftliche, ökonomische und soziale Veränderungen bemerkte und ihnen auf den Grund ging.
Claas Gefroi, Kämpfer für eine bessere Welt, BauNetz, 31.10.2022 mehr ...
Incredibly for a pessimistic socialist in an age of go-go optimism, the book was a breakthrough hit. A wildly original analysis of the city on the threshold of the new millennium, the book synthesized knowledge about Los Angeles’s history, politics, culture, architecture, policing, immigration, and more, painting a dark picture that embodied a kind of American urban dystopia on steroids after the nightmare of Reaganism and the “developers’ millennium.” Davis became an intellectual celebrity.
Micah Uetricht, Amid the Wildfires, The Nation, 9.2.2021 mehr ...
Mike Davis war lebenslang von Los Angeles fasziniert. Mit „City of Quartz“ schrieb er das wichtigste Buch zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der kalifornischen Metropole, das die Traumfabrik in Hollywood, die Verstädterung der Landschaft, die ökonomische und soziale Rassentrennung und die Umweltzerstörung im Metropolengroßraum von L.A. in ein gedankliches Panorama fügte.
Andreas Kilb, Los Angeles wird brennen, FAZ, 27.10.2022 mehr ...
„City of Quartz“ ist ein – nein, das – Pionierwerk der Stadtentwicklungssoziolgie. Los Angeles, seine Heimatstadt, deren Klassen-, Ökonomie- und Kulturgeschichte er unglaublich dicht und kenntnisreich auffächert, verkörpert für ihn stellvertretend den Fortschritt des Kapitalismus, ist dessen Utopie und Dystopie zugleich. Mit freundlicher Erlaubnis des Verlages präsentieren wir Ihnen einen Textauszug zum Noir-Charakter dieser Stadt – und wie er Einzug in Film und Literatur hielt.
CulturMag, Leseprobe und Rezension mehr ...


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