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Hg. v. Heike Berner u. Sun-ju Choi, 160 S., Paperback, Erstaufl. 2006, Neuauflage 2025
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ISBN | 978-3-86241-512-0 |
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Neuauflage | 02/2025 |
»Die [koreanische Frauen-]Gruppe war eine Schule für mein politisches Bewusstsein, sie war ein Schwebebalken, auf dem ich ständig übte, mein Gleichgewicht in Deutschland zu halten.«
Vierzehn Texte, geschrieben von koreanischen Migrantinnen, die in den 1960er-Jahren in die Bundesrepublik Deutschland kamen und entgegen den Vorstellungen der Arbeits- und Migrationspolitiker*innen und ihrer »Rückführungsversuche« geblieben sind. Frauen aus der sogenannten ersten Generation erzählen Facetten der koreanischen Migrationsgeschichte in Deutschland, die trotz ihrer langen Geschichte weitgehend unbekannt geblieben ist.
Seit den 1960er-Jahren waren koreanische Krankenschwestern und Bergleute gezielt für Deutschland angeworben worden, da in beiden Berufssparten Arbeitskräftemangel herrschte. Als die Wirtschaftskrise Mitte der Siebziger einsetzte, sollten die Koreanerinnen und Koreaner Deutschland wieder verlassen. Viele koreanische Krankenschwestern wehrten sich aber erfolgreich und bestanden darauf, nicht auf bloße Arbeitskraft reduziert und als »Ware« behandelt zu werden. Sie wollten selbst über ihr Schicksal bestimmen. Die Frauen, die im Buch zu Wort kommen, haben sich in dieser Zeit des Widerstands formiert und die Koreanische Frauengruppe in Deutschland gegründet. Sie haben sich seither immer wieder politisch und gesellschaftlich engagiert.
Die Texte der Frauen spiegeln wider, was sie bewegte und noch bewegt. Die Texte erzählen von Ausgrenzung und Rassismus, kultureller Differenz, dem Verlassen der Heimat und dem Ankommen in einer fremden Welt, von Freundschaft, Familie und Beruf. Sie handeln von den Selbstfindungsprozessen als Migrantin, dem Kampf um Rechte und der eigenen Politisierung in Deutschland.
Das Buch steht so für die Selbstbehauptung der Koreanerinnen in der deutschen Gesellschaft. Selbstbewusst wird ihre Migrationsgeschichte von ihnen selbst erobert, neu definiert und verändert.
Die hier versammelten Geschichten erzählen von Fremde und Heimat. Spürbar werden Angst und Enttäuschungen, aber auch Hoffnung und Mut. Es sind sehr persönliche Texte, die Einblick geben in individuelle Lebensgeschichten. Diese Geschichten lassen sich nicht in ein paar einheitlichen Erfahrungen zusammenfassen. Gerade die Lebendigkeit und Vielfalt sind kostbare Ergebnisse dieses Erinnerungsprojekts, dem viele Leserinnen und Leser zu wünschen sind.
nm – Nordelbische Mission
Aufgewachsen zumeist in einem strengen, konfuzianisch geprägten Milieu, das die Söhn bevorzugt und für die Töchter nur eine angemessene Verheiratung vorsieht, waren die jungen Krankenschwestern hier doppelt und dreifach gefordert, sich einen eigenen Lebensweg zu erkämpfen.
Helmut Höge: Koreanische Politisierung, taz, 13.6.2006