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160 Seiten, Paperback, vergriffen, Sun-ju Choi (Hg.)
Nicht vorrätig
ISBN | 978-3-935936-52-1 |
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Erschienen | 04/2006 |
»Die [koreanische Frauen-]Gruppe war eine Schule für mein politisches Bewusstsein, sie war ein Schwebebalken, auf dem ich ständig übte, mein Gleichgewicht in Deutschland zu halten.«
Vierzehn Texte, geschrieben von koreanischen Migrantinnen, die in den 1960er Jahren in die Bundesrepublik Deutschland kamen und entgegen den Vorstellungen der Arbeits- und Migrationspolitiker und ihrer »Rückführungsversuche« geblieben sind. Frauen aus der so genannten ersten Generation erzählen Facetten der koreanischen Migrationsgeschichte in Deutschland, die – obwohl über vierzig Jahre alt – weitgehend unbekannt geblieben ist.
Seit den sechziger Jahren waren koreanische Krankenschwestern und Bergleute gezielt für Deutschland angeworben worden, da in beiden Berufssparten Arbeitskräftemangel herrschte. Als die Wirtschaftskrise Mitte der Siebziger einsetzte, sollten die Koreanerinnen und Koreaner Deutschland wieder verlassen. Viele koreanische Krankenschwestern wehrten sich aber erfolgreich und bestanden darauf, sich nicht auf bloße Arbeitskraft reduzieren zu lassen und nicht als »Ware« behandelt zu werden – sie wollten selbst über ihr Schicksal bestimmen. Die Frauen, die im Buch zu Wort kommen, haben sich in dieser Zeit des Widerstandes formiert und die Koreanische Frauengruppe in Deutschland gegründet. Sie haben sich seither immer wieder politisch und gesellschaftlich engagiert.
Die Texte der Frauen spiegeln wider, was sie bewegte und noch bewegt. Die behandelten Themen reichen von Ausgrenzung und Rassismus, kultureller Differenz, dem Verlassen der Heimat und dem Ankommen in einer fremden Welt, Freundschaft, Familie und Beruf. Sie handeln von den Selbstfindungsprozessen als Migrantin, dem Kampf um Rechte und der eigenen Politisierung in Deutschland.
So beschreiben und symbolisieren die Texte die Selbstbehauptung der Koreanerinnen in der deutschen Gesellschaft; durch sie wird ihre Migrationsgeschichte von ihnen selbst erobert, neu definiert und verändert.
Die hier versammelten Geschichten erzählen von Fremde und Heimat. Spürbar werden Angst und Enttäuschungen, aber auch Hoffnung und Mut. Es sind sehr persönliche Texte, die Einblick geben in individuelle Lebensgeschichten. Diese Geschichten lassen sich nicht in ein paar einheitlichen Erfahrungen zusammenfassen. Gerade die Lebendigkeit und Vielfalt sind kostbare Ergebnisse dieses Erinnerungsprojekts, dem viele Leserinnen und Leser zu wünschen sind.
aus nm – Nordelbische Mission
Helmut Höge aus taz mehr …