Erzengel

Geschichten von 12 Häretikern der Revolution im 20. Jahrhundert

19,50 
inkl. 7 % MwSt.

Aus dem mexikanischen Spanisch von Miriam Lang u.a., 318 Seiten, Hardcover

ISBN

978-3-922611-77-6

Erschienen

1999

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Beschreibung

Die “Erzengel” sind Taibos ganz persönliche Geschichte des 20. Jahrhunderts, gespiegelt in den heldenhaften Niederlagen von zwölf querköpfigen Revolutionären, die quer über den ganzen Globus die herrschenden Mächte und Parteiorthodoxien herausforderten:
Von einer mexikanischen Malergewerkschaft zu Max Hölz, dem Robin Hood der deutschen Revolution; von einer sehr eigenwilligen Version der Schlacht von Guadalajara im Spanischen Bürgerkrieg zu den verlorenen Spuren eines Anarchisten, der kein Vaterland kannte; von der wunderbaren Geschichte der roten Prinzessin des revolutionären Journalismus zum Selbstmord eines überzeugten Kommunisten, der vor der stalinistischen Barbarei in den Freitod flüchtete; von der Sturheit eines alten Magonisten zur atemberaubenden Geschichte eines rebellischen Bürgermeisters von Acapulco; vom Mann, der den Maoismus vor Mao erfand, zum mysteriösen Abenteuer eines Kubaners, der in Angola die südafrikanischen Panzer stoppte …

“Sie alle suchten die Revolution und begaben sich mehrere Male in die Hölle, um sie zu finden. Was sie verbindet, ist ihre wunderbare Sturheit bei dem Versuch, diesen Planeten radikal zu verändern.”

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Die zwei Tode des Juan R. Escudero

Eine Wahnsinnstat? Die Verwandlung des Friedrich Adler

Von Wänden und Macheten. Die mexikanische Malergewerkschaft (1922-25)

Larissa Reissner: Geschichten, die du erzählst, Geschichten, die ich gerne erzählen würde

Sebastián San Vicente, nach dem keine Straße benannt ist

Besser, es schnell hinter sich zu bringen. Der Selbstmord Adolf Abramowitsch Joffes

Buenaventura Durruti in Mexiko. Eine Geschichte der Desinformation

Die Rückkehr des letzten Magoneros: Librado Rivera

Typisch Hoelz

P’eng P’ai: Der Mann, der den Maoismus erfand

Malaboca: Von Italienern und Erinnerungen

Der Mann mit der dunklen Sonnenbrille, der zum Himmel schaut, nennt sich Domingos und nennt sich Raúl (über den Kubaner Raul Díaz Arguelles in Angola)

Nach der Veröffentlichung einiger älterer Werke von Paco Ignacio Taibo II ist nun ein neues Buch herausgekommen. Der mexikanische Autor schrieb parallel zu seinen anderen Arbeiten 15 Jahre lang an diesem Buch. Er stellt 12 Persönlichkeiten vor, die teilweise Geschichte schrieben, teilweise auch nur Nebengestalten waren. Was ihnen gemeinsam war, ist der unerschütterliche Glaube an radikale politische Veränderung. Für den opferten sie sich auf und starben nicht immer friedlich. Sie stellten meist nicht den mainstream der vorherrschenden linken Linie dar, sie waren Abweichler, die ihren Überzeugungen treu blieben. In der Regel werden sie in der Geschichtsschreibung übergangen. Taibo hat sie nun aus dem Dunkel der Geschichte hervorgekramt. Die Dargestellten sind sehr unterschiedlich. Von einigen dürfte der eine oder andere schon einmal gehört haben, andere sind weitestgehend unbekannt. Und auch bei den bekannten, wie z.B. dem spanischen anarchistischen Revolutionsführer Durruti, suchte Taibo nach unbekannten Geschichten, die das Wesentliche des Wesens beleuchten. Da gibt es Wissenswertes von Escudero, einem Mexikaner, der sich in Acapulco mit den Herrschenden anlegte, über den österreichschichen Sozialdemokraten der Tat Friedrich Adler bis zur kurzlebigen mexikanischen Malergewerkschaft. Auch der deutsch-baltischen kritischen Kommunistin Larissa Michailowa, dem Spanier Sebastian San Vicente, der viel für die Linke in Spanien tat, dem unbeugsamen alten mexikanischen Anarchisten Librado Rivera und dem deutschen militanten Kommunisten Max Hoelz widmet sich “Erzengel” ausführlich. Darüber hinaus erfährt mensch einiges über den Mann, der den Maoismus erfand, aber nicht Mao hieß, sondern P´eng P´ai, den Italiener “Malaboca”, der im spanischen Bürgerkrieg kämpfte, aber vielleicht auch nie existierte und über den Kubaner Raul Diaz Argüelles, der in Angola südafrikanische Panzer aufhielt. Schließlich erzählt Taibo die Geschichte eines Drehbuchs über den Selbstmord des unbequemen Kommunisten Adolf Abramowitsch Joffes. Die Texte sind so unterschiedlich geschrieben, wie die Objekte der Betrachtung unterschiedlich sind. Man merkt Taibo seinen inneren Zwist zwischen Romancier und Historiker an, der oft zuungunsten des letzteren ausgeht. Gerade diese Verbindung macht neben dem Inhalt den Reiz der Geschichten aus. Da werden nicht trocken die Fakten runtergeleiert, sondern in einer leichtgängigen Sprache entsteht lebendige Geschichte. Es ist ein Buch voller Niederlagen und doch steht in jeder Zeile, daß die Personen mit ihrer Überzeugung Recht hatten. Insofern ist “Erzengel” ein aufbauendes, Mut machendes Buch, daß obendrein spannend und auch noch informativ ist.
Meikel F Erzengel aus Terz