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Beilage: Bianka Buchen: Stadt u. Plan – Mapping Copenhagen!, 224 Seiten, Paperback, vergriffen, ursprünglicher Preis 14,80 EUR, PDF zum freien Download, Chris Holmsted Larsen (Hg.)
ISBN | 978-3-935936-67-5 |
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Erschienen | 01/2008 |
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Kopenhagen, 2007. Am 1. März wird das selbstverwaltete Jugendzentrum »Ungdomshuset« geräumt, scheinbar eine Hinterlassenschaft aus einer längst vergangenen rebellischen Zeit. Überraschenderweise löst die Räumung eine massive und weit über Dänemark hinausreichende Protestbewegung aus. Es kommt zu Hunderten von Aktionen, Happenings und Demonstrationen. Gleichzeitig geht die Auseinandersetzung um die »freie Stadt« Christiania, das größte alternative Wohnprojekt Europas, weiter.
Hintergrund der Konflikte ist die Umstrukturierung des öffentlichen Raums in der Boom-Town Kopenhagen, die sich als Musterbeispiel einer innovativen »unternehmerischen Stadt« versteht. Alternative Projekte sollen nur dann eine Chance haben, wenn sie sich vom Stör- zum Standortfaktor wandeln. Das meint die dänische Regierung, wenn sie von »Normalisierung« redet. Aber auch ökonomische Motive spielen eine Rolle. So ist Christiania, früher ein eher abgelegenes Gelände, mittlerweile im Herzen der Stadtentwicklung gelegen, nur einige hundert Meter von der gigantischen Maersk-Oper entfernt. Und das Ungdomshuset liegt in einem ehemaligen Arbeiterviertel, welches heute eines der Zentren der Gentrifizierung ist.
Die in diesem Buch beschriebenen Aneignungsbewegungen formulieren ein Modell urbanen Lebens, welches sich der unternehmerischen Stadt diametral entgegenstellt. Vor dem Hintergrund der Geschichte der Häuserkämpfe seit den 1960er Jahren werfen die Beiträge dieses Bandes die Frage nach den Perspektiven des Kampfes um Freiräume, nicht nur in Kopenhagen, auf.
Inhaltsverzeichnis
I. Stadtentwicklung und Häuserkampf
Peter Birke: Wonderful, wonderful: Kopenhagen im Boom und im Häuserkampf
Peter Birke: Zur Topografie der Stadt und der sozialen Proteste
II. Der Kampf um das Ungdomshuset
René Karpantschof: Kopenhagen, Jagtvej 69. Ein Jugendzentrum zwischen Besetzungen, Politik und Polizei (1981–2007)
Liv Rex Hansen/Tobias Alm: Ungdomshuset, Gegenkultur und Stadtentwicklung
Marie & Maja A.: »Wenn wir Ungdomshuset sagen, meinen wir die ganze Stadt«
Philipp & Maja B.: »Eine Zeit lang haben wir jeden Tag von Aktionen gehört, oft in Städten und Dörfern, die wir vorher gar nicht kannten«
Petter Sommerfeld: »Plötzlich sieht man gepanzerte Wannen und wundert sich: Das soll Dänemark sein?«
Morten Kabell: »Es geht um soziale Rechte – im weitesten Sinne«
Elise Rabiata: Freiräume – von Hamburg nach Kopenhagen und zurück
Pule: »Um eine Perspektive zu entwickeln, müssen wir grenzübergreifend nachdenken«
III. Die freie Stadt Christiania
Chris Holmsted Larsen: Christiania: Eine Geschichte zwischen Utopie und »Normalisierung« (1971–2007)
Klaus Danzer: »Wir sind ein Teil der dänischen Gesellschaft, mit allen ihren Problemen«
IV. Fallstricke der Freiheit: Reflexionen zum Autonomiebegriff
Andreas Blechschmidt: Die Rote Flora im Hamburger Alltag: Stör- oder Standortfaktor?
Gruppe KRAN: Die beschwerlichen Freiheiten
V. Anhang: Der Kampf um das Ungdomshuset: Eine Chronologie
Das Buch fragt nach den Ursachen und Wirkungen der heftigen Proteste nach der Räumung des Ungdomshuset – und zeigt, wie die Kämpfe um Freiräume auf eine neoliberale Stadtentwicklung Bezug nehmen (können).
Franziska Plau, Häuserkampf ist doch Achtziger, kritisch-lesen.de, 2011 mehr …
Das Buch vermittelt bbbein anschauliches Bild der aktuellen Konflikte um Freiräume in Kopenhagen und versteht es, diese aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten.
Aufstand in Boomtown aus ak 526 mehr …
Diese Anthologie ist eine zentrale Quelle, die die Ereignisse rund um die Räumung des Ungdomshuset erschließt. Das Buch (…) enthält 15 Beiträge einschließlich eines beigefügten Kunstprojektes (“Mapping Copenhagen”). Es geht um das Ungdomshuset, aber auch um Christiania, um die urbanen Kämpfe und die alternativen Bewegungen, die Kopenhagen 40 Jahre lang geprägt haben. (…) Alle Autor_innen haben selbst einen Bezug zu dem Ungdomshuset, zu Christiania und/oder zur radikalen Linken. Sie interpretieren die Ereignisse mit verschiedenen Stimmen. Man ist fast versucht, das eine Art “Plenum” zu nennen, in dem Interviews sich mit theoretischen Artikeln abwechseln. (…) Auch Abschnitte, die eher die alltägliche Situation in sozialen Zentren wie die Konflikte zwischen den dortigen “Hausmeistern und Philosophen” schildern, tragen auf diese Weise zum Verständnis des ideologischen Ballastes der Freiraumbewegung bei. Gleichzeitig wird dargestellt, wie sich Kopenhagen seit der zweiten Industrialisierung der 1960er Jahre entwickelt hat, wie die traditionellen Arbeiterviertel in den “Brückenvierteln” nach und nach entmietet wurden und sich angesichts der modernistischen Aufteilung zwischen Arbeiten und Wohnen (“Fingerplan”) mit der Zeit veränderten. (…) Im Abschnitt “Wonderful, wonderful – Kopenhagen im Boom” sind die brennenden Müllcontainer und Autos der Ausgangspunkt, und mit dem Begriff der “mobilen Barrikade”, die etwas definiert und abgrenzt, wird der Blick auf die Ökonomisierung und Inwertsetzung des öffentlichen Raumes nach dem Ende des sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaates gelenkt. Der Artikel bezieht sich auf Walter Benjamins Passagenwerk; an der einen oder anderen Stelle werden in diesem Geiste ästhetische Bewertungen einzelner Sachverhalte mit der Kritik politischer und ökonomischer Prozesse assoziiert, doch generell wird die gesellschaftliche Perspektive beibehalten. (…) So sind auch nicht die derzeitige bürgerliche Regierung und eine diffuse “Normalisierung” oder Ritt Bjerregårds Kommune und die Vaterhaus-Sekte im Fokus, sondern vielmehr die strukturelle und politisch von allen Seiten gewollte Entwicklung hin zur “Gentrifizierung”, dem Auswechseln der Einwohner_innen bestimmter Viertel im Zuge von Preissteigerungen und der Verwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen, die durch den Angriff auf Sozialeinkommen und egalitäre soziale Rechte ergänzt wird. Auf dieser Grundlage schildert das Buch, indem es sich zu einer gesellschaftlichen Analyse und historischen Quelle weiterentwickelt, wie es zum Aufstand im März 2007 kam. In einer Reihe Interviews erläutern Menschen, die in unterschiedlicher Weise in der Bewegung aktiv waren, was aus ihrer Sicht geschah, in den Begriffen der Praxis, in Bezug auf Taktiken und Ziele. (…) [Dabei ist klar], dass die Verfasser und die Zielgruppe des Buches mit den von ihnen beschriebenen Projekten und “Freiräumen” sympathisieren. […] Trotzdem ist der Text nicht nur für diejenigen interessant, die mit dieser Prämisse einverstanden sind. Im Gegenteil, denn es findet sich hier eine Historisierung und soziologische Einsicht, die ansonsten in der Vermarktung von Presseerzeugnissen oder der Botschaft “Das sind alles verwöhnte Jugendliche” erstickt bleibt. Hier werden die Perspektiven konkret, auf das Jetzt bezogen aufgemacht, und während die AktivistInnen davon sprechen, wie ihre Perspektive einer Bewegung gegen die Ökonomisierung der Stadt aussieht, werden stärker verschlüsselte und szeneinterne Begriffe wie “Freiraum” ausführlich und einfach erklärt und debattiert. (…) So kommen etwa zwei deutsche Aktivst_innen mit einem Hintergrund in der BZ-Kultur Hamburgs zu Wort, die die Kopenhagener Bewegung mit größerer Distanz sehen. (…) Während die dänischen Aktivist_innen in Bezug auf das neue Haus weitaus positiver gegenüber der formellen Eignerschaft der Kommune sind und dem Fonds Jagtvej 69 vertrauen, sehen die deutschen Aktivist_innen stärker die Gefahr einer Entpolitisierung. (…) Gleichzeitig betont die Anthologie die Verbindung zwischen den Freiraumkämpfen und den Protesten gegen den Abbau des Wohlfahrtsstaates, die in den letzten Jahren stattgefunden haben. Auch die unterschiedlichen Perspektiven der deutschen und dänischen Aktiven weisen auf diese Verbindung hin, selbst wenn aus der Fusion der beiden sozialen Bewegungen nicht sofort etwas geworden ist. Aus meiner Sicht wird der Kampf um Ungdomshuset für eine ganze Generation einen besonderen, markanten biografischen Stellenwert behalten, ja, vielleicht wird “2007” so etwas wie der Rahmen einer Generations-Identität, ähnlich wie “1968”. In diesem Zusammenhang wird “Besetze deine Stadt!” in einer Reihe mit anderen Projekten wie der Analyse und Dokumentation von SMS-Nachrichten aus den Barrikadentagen durch die “Dansk Folkemindesamling” (Dänische Sammlung zu alltäglichen Erinnerungskulturen) eine zentrale Quelle und ein Schlüssel zu den Ereignissen und ihrer unmittelbaren Rezeptionsgeschichte sein. www.modkraft.dk/spip.php?article9504 Auf Dänisch online unter …xxx
Daniel Hentschen aus Arbejderhistorie Nr. 3
Birke setzt die Proteste um Entstehung, Etablierung und Erhalt der autonomen Zentren in Bezug zu den politischen, sozialen und kulturellen Verhältnissen im Kopenhagen der 1960er, 1970er und 1980er Jahre und arbeitet Kontinuität und Wandel der regierungspolitischen Leitlinien und Strategien im vergangenen Jahrzehnt heraus. Kopenhagen erscheint hier als Exempel der weltweit dominanten, wettbewerbsorientierten Stadtpolitik, deren soziale Härten vor allem die schwächsten Glieder der Stadtbevölkerung treffen. Er betont zu Recht, dass die Proteste weit mehr artikulieren als den Ruf nach Freiräumen und Selbstbestimmung. Sie unterstreichen elementare Forderungen, wie die Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum, ein reguläres Einkommen und die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben. … Die ›freie Stadt‹ Christiania, die Chris Holmsted Larsen vorstellt, … und das Ungdomshuset sind Teil einer Gegenkultur, die sich nach 1968 entwickelte und gegen bürgerliche Wohn- und Lebensvorstellungen ebenso wie den neoliberalen Ausverkauf der Stadt opponierte, wie Liv Rex Hansen und Tobias Alm zeigen. Konstante der Geschichte des Widerstandes war die Forderung nach einer demokratischen Politik für die Stadtbewohner und mit ihnen. … Weil sich die Darstellung nicht auf die zweifelsohne interessanten Hintergrundberichte und Innenansichten von Aktivisten und Unterstützern aus Dänemark und Deutschland beschränkt, sondern den Kontext westlicher Stadtentwicklung im 21. Jh. berücksichtigt, entsteht ein deutlich differenzierteres Bild von den Kämpfen als in den Medien. Eine gute Ergänzung bietet der Beitrag von Andreas Blechschmidt, der sich kritisch mit dem vergleichbaren Projekt ›Rote Flora‹ in Hamburg auseinandersetzt. Er erinnert daran, dass soziale Bewegungen »ohne einen andauernden, solidarischen und lebendigen Diskussionsprozess über Inhalte, Ziele und Aktionsformen« von Entpolitisierung bedroht sind. Nicht wenige Projekte, deren Widerstand in den 1980er Jahren vorbildlich schien, wandelten sich zu privilegierten Inseln, die erkämpfte Sonderrechte, wie z.B. günstige Mieten, genießen, während ihr politisches Engagement nur mehr auf die Verteidigung des Status quo zielt.
Romy Reimer aus Das Argument, Nr. 280
Diese selbstdeklarierte radikal linke Wirklichkeitskonstruktion reproduziert für mich nur das, was Alain Badiou in seinem kleinen Büchlein über Sarkozy den französischen SozialistInnen konstatiert: eine Furcht vor der Furcht zu produzieren, statt einer »klaren Affirmation, deren es bedürfte, eine Affirmation, die etwas prinzipiell anderes bietet als Variationen über ein polizeiliches Thema«. … Eine solche Rahmung kann einem Buch nicht guttun. Einzelne Texte und auch Interviews sind erhellend und informativ. … Dennoch können die einzelnen, aufschlussreichen Beiträge nicht über die, meiner Meinung nach, falsche Fragestellung des Buches hinwegtrösten. Schade. … Aber vielleicht bin ich auch ganz und gar der falsche Rezensent? Deshalb wie immer: selbst lesen! Die hard facts über eine faszinierende Stadt sind allemal die Mühe wert.
Andreas Rumpfhuber aus dérive – Zeitschrift fuer Stadtforschung
Ein spannendes und vielschichtiges Buch über die Stadtentwicklung und die Häuserkämpfe in Kopenhagen.<
Jürgen Münken aus direkte aktion Nr. 187 mehr …
Andrej Holm würdigt das Buch “Besetze deine Stadt” als “profunden Überblick zur Stadtentwicklung Kopenhagens in den vergangenen Dekaden”, das “detaillierte Einblicke in die Motive, Hintergründe und Dynamiken eines städtischen Konfliktes” liefert. Fazit: bbb”Eine regelrechte Fundgrube an Bewegungsansätzen, Strategien und auch Grenzen des eigenen Handelns.”
Andrej Holm aus Freitag Blogs mehr …
Das “Wort des Jahres 2007” war “Klimakatastrophe” – gäbe es ein ausschließlich linksradikales Ranking, wären “Gentrifizierung” und “Ungdomshuset” sicher unter den Top 5.<
Reinhard Rohde aus Graswurzelrevolution mehr …
Die Herausgeber stellen die Frage nach der Zukunft alternativer Wohn- und Lebensformen in der globalisierten Metropole. Gerade Kopenhagen besitzt traditionsreiche Gegenmodelle zur totalen Ökonomisierung: das Ungdomshuset mit seiner bis auf die Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts zurückgehenden Geschichte war nur eins davon. An der Wasserseite der Stadt weht über einem ehemaligen Kasernengelände seit fast schon vierzig Jahren die Fahne der „Christianitter“. … Ähnlich wie in Berlin 1989 musste man in der Stadt am Öresund die Erfahrung machen, dass Randlagen sich rasch in Innenstadtlagen verwandeln können. … Nicht nur die Christianitter, sondern auch die Bewohner alter Arbeiterquartiere wie Nørrebro oder Vesterbro leben nun im Herzen einer Boom-Town. Rundherum stampft man Bauprojekte aus dem Boden, die subtilen Mechanismen der Gentrification besorgen den Rest. Das globale Kapital lässt die Muskeln spielen: Der Logistikkonzern Maersk spendierte der Stadt mal eben ein riesiges neues Opernhaus in Sichtweite von Christiania. Einen Steinwurf weiter bildet die Glasarchitektur des „schwarzen Diamanten das Portal zur Örestad, einem neuen Stadtteil der „Wissens- und Erlebnisökonomie“. Es lohnt sich, das Beispiel Kopenhagen genauer zu studieren, denn zu Recht betonen die Herausgeber: „Kopenhagen ist überall“. Ein Vorbild der neuen Örestad sind die Docklands in London. Die Örestad selbst wurde zum Vorbild für die Hamburger Hafencity, mit einer ähnlichen „Mischung aus Kultur, Kommerz, teurem Wohnraum, prekärer Dienstleistungsarbeit und gehobenen Arbeitsplätzen“. Doch Birke und Larsen begnügen sich nicht damit, den Utopiehorizont der Besetzer mit den Realitäten von Ökonomisierungsprozessen im Stadtraum zu konfrontieren. … Die Herausgeber bleiben insgesamt optimistisch: Die Schlacht um das Ungdomshuset weise darauf hin, „dass es eine Grenze dessen gibt, was sich die kapitalistische Stadt einverleiben kann und will“.
Ansgar Warner aus junge welt
Ein neues Buch erzählt vom Kampf um das Ungdomshuset und von den Parallelen zwischen der Umstrukturierung Kopenhagens und anderer europäischer Städte. (…) Neben der ausführlichen Darstellung der Geschichte des Hauses und der Situation in Kopenhagen vor und nach der Räumung wird in dem gut 200 Seiten dicken Buch viel Wert auf persönliche Betrachtungen und Einschätzungen gelegt. In Form von Interviews kommen AktivistInnen aus dem Haus, aus der Stadt aber auch Menschen aus Deutschland, die bei der Räumung dabei waren, zu Wort. In einem extra Kapitel wird auf die besetzte Stadt Christiania eingegangen. Das am Jagdvej 69 im mittlerweile hippen Stadtteil Nørrebro gelegene Ungdomshuset hatte schon im 19. Jahrhundert eine ereignisreiche Geschichte als politischer Versammlungsort der Linken. 1897 wurde es von der dänischen sozialistischen Bewegung als offenes Haus der ArbeiterInnen aufgebaut. Lenin und auch Rosa Luxemburg besuchten es, Anfang März 1910 erklärte hier Clara Zetkin auf einer Internationalen Frauenkonferenz den 8. März zum Frauenkampftag. 1982 wurde das Haus, mittlerweile städtisch, von einer Anfang der 80er Jahre neu konstituierten BesetzerInnenbewegung, die sich einfach BZer nannte, erkämpft. … Neben einer Zusammenfassung der BZ-Bewegung widmet sich das Buch den Rahmenbedingungen, die zu einem Verkauf des Hauses und schließlich zur Räumung führten. Der Stadtteil Nørrebro und seine alternative Kultur wurde in den 90er Jahren von KünstlerInnen, ArchitektInnen, GrafikdesignerInnen und anderen Kreativen auf der Suche nach Inspiration entdeckt. Viele von ihnen sympathisierten zwar mit der Stimmung im Bezirk und auch dem Kulturzentrum Ungdomshuset, sorgten aber faktisch für steigende Mieten und die Vertreibung ansässiger Bevölkerungsgruppen. Der Autor und Herausgeber Peter Birke beschreibt die 90er Jahre folglich als »defensive Phase« der BZer. … Doch das Buch ist kein pessimistisches Werk. Die Herausgeber sehen durchaus produktives Potenzial in der Räumung. So hätten die Aktionen zum Erhalt des Hauses, die harten Polizeieinsätze und die anschließenden Barrikaden für eine Neustrukturierung der Bewegung gesorgt. Mehrere AutorInnen berichten von ergreifenden Momenten der Solidarität in der Bevölkerung und von einer deutlichen Verbreiterung der Bewegung. Leider fehlt dem Buch weitgehend die Auseinandersetzung mit Konflikten innerhalb der Bewegung bzw. die Konfliktlinien sind oft nur zwischen den Zeilen zu erahnen. Dass es auch möglich ist, über die Widersprüche zwischen »hehren politischen Zielen und (…) den Niederungen des Projektalltags« zu schreiben, beweist Andreas Blechschmidt in seinem Abschlusstext zu der Situation der Roten Flora im Hamburger Schanzenviertel. Gerade die Parallelen zwischen Kopenhagen und den Entwicklungen in anderen europäischen Städten verblüffen und lassen nach einer europäischen Analyse der städtischen Umstrukturierung und schließlich einer europaweiten neuen BesetzerInnenbewegung rufen.
Tim Zülch Neugeburt der Besetzerbewegung aus Neues Deutschland
an astonishing, thrilling and insightful report on last year Ungdomshuset-riots
aus ZEUS