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304 Seiten, Paperback, Aktionsbündnis ›NSU-Komplex auflösen‹ (Hg.)
ISBN | 978-3-86241-486-4 |
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Erschienen | 07/2021 |
Das Tribunal
Bis heute sind wir weit von der versprochenen „lückenlosen Aufklärung“ im NSU-Komplex entfernt. Initiativen und Einzelpersonen, die mit den Betroffenen der NSU-Mord- und Anschlagserie solidarisch verbunden sind, entwickelten die Idee eines Tribunals, das diese Leerstelle besetzt. Der NSU-Komplex wird dabei gedacht als ein Kristallisationspunkt strukturellen Rassismus. Das Tribunal ist damit ein Ort der gesellschaftlichen Anklage von Rassismus. Die Berichte der Betroffenen und Angehörigen stehen im Mittelpunkt. Ihre Geschichte gilt es zu hören und zu verstehen.
Angeklagt werden die Akteur*innen des NSU-Komplex mitsamt ihrer institutionellen Einbettung.
Beklagt werden die Opfer rassistischer Gewalt und das entstandene Leid. Eingeklagt wird das Prinzip einer offenen, durch Migration entstandenen Gesellschaft der Vielen.
Es geht den Autor*innen darum, die Ermöglichungsbedingungen und die Verantwortung einzelner Personen für die Verbrechen des NSU aufzudecken. Was wussten die Sicherheitsbehörden? Warum wurde das Wissen der Betroffenen systematisch ignoriert, warum die Opfer zu Täter*innen gemacht? Wurden Rechtsradikalismus und Rassismus durch Tun, Nichtstun, Verharmlosen, Verhöhnen von Opfern, Schreddern von Akten, Alimentierung des NSU-Netzwerks durch den Verfassungsschutz etc. unterstützt? Welche Verbindungen gab es von NSU und Politik, Polizei, Geheimdiensten? Ist der NSU-Komplex möglicherweise doch so etwas wie ein »Kristallisationspunkt des strukturellen Rassismus« in diesem Land, wie die Autor*innen es ausdrücken? Ein dringend notwendiges Buch, sich der braunen Gefahr in Deutschland bewusst zu werden und gegen sie aufzustehen!
Anselm Weidner, SWR2 – Lesenswert mehr …
Eine schmerzhafte, aber wichtige Lektüre: Die Anklagen der NSU-Tribunale sind endlich in einem Buch versammelt. Dem Bündnis und Herausgeber*innenkollektiv ist für die langjährige Arbeit im Kampf um Aufklärung und Gerechtigkeit, von dem auch das vorliegende Buch zeugt, zu danken. Sich den Geschichten der Betroffen und Hinterbliebenen rechter und rassistischer Gewalt zu öffnen, ihre Forderungen und Anklagen in die Öffentlichkeit zu tragen, bleibt eine antifaschistische Aufgabe. Daran muss sich die Gesellschaft der Vielen um ihrer selbst willen messen.
Thore Freitag, Verwehrte Gerechtigkeit, kritisch-lesen.de, 12.10.2021 mehr …