Territorien des Widerstands

Eine politische Kartografie der urbanen Peripherien Lateinamerikas

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Aus dem Spanischen von Kirsten Achtelik und Huberta von Wangenheim, 176 Seiten, Paperback, vergriffen

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ISBN

978-3-86241-402-4

Erschienen

10/2011

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Beschreibung

In den riesigen Armenvierteln lateinamerikanischer Megalopolen haben sich in den vergangen zwanzig Jahren Territorien des Widerstands herausgebildet, die mit den von den Medien transportierten Bildern aus Elendsvierteln wenig zu tun haben. Ob in den Barrios von Mexiko-Stadt, den Favelas Brasiliens oder den Armenvierteln von Buenos Aires, Lima oder Caracas – überall haben Campesinos, städtische Arme und Indigene völlig neue Organisationsformen und Überlebensstrategien entwickelt.

Die organisierte Linke bewegt sich normalerweise außerhalb dieser Welt und begegnet ihr mit einem Blick von außen. Raúl Zibechi, ein ausgewiesener Kenner der lateinamerikanischen Situation, gehört zu den wenigen Intellektuellen, die den Spuren und konkreten Ausdrucksformen dieser neuen sozialen Zusammenhänge in den urbanen Peripherien Lateinamerikas nachgegangen sind. Wie er überzeugend nachweist, zeichnet sich diese neue Generation sozialer Bewegungen durch folgende Charakteristika aus: Sie haben den Kampf um das Land durch die Besetzung von Territorien ersetzt. Sie verwandeln ihr Alltagsleben und ihre Weisen der Subsistenzsicherung in Widerstandsformen gegen das System. Sie lehnen jede Form der politischen Repräsentation durch Parteien, Kirchen oder staatliche Organe ab und entwickeln neue Formen der Selbstregierung. Damit stehen sie auch quer zu den Linksregimen Lateinamerikas, die mit einer neuen Kunst des Regierens versuchen die Kontrolle über diese Stadtteile wiederherzustellen.

Die sozialen Beziehungen in diesen Territorien beruhen auf Wechselseitigkeit und gegenseitiger Hilfe, ihre Produktion zielt auf Gebrauchswerte und Überlebenssicherung, anstatt Tauschwerte und Macht zu akkumulieren. Zibechi sieht in ihnen Keimformen einer nichtkapitalistischen Vergesellschaftung. Deshalb sind die Territorien des Widerstands in seinen Augen (Hoffnungs-)Träger einer neuen Welt.

Zibechi denkt konsequent antistaatlich und fragt danach, wie hier Räume (Territorien) von Lebens- und Arbeitsformen entstehen, die sich dem Zugriff des Staates und der Regierbarkeit entziehen. Sein Buch ist eine provokative These, die uns helfen kann, die Landkarte der globalen Rebellion angesichts der tiefen Krise des Systems neu zu vermessen.
Christian Frings Die Landkarte der Rebellion aus ak 567 mehr …

Die „Gesellschaften in Bewegung“, die den Linksregierungen in Lateinamerika auf ihre Posten verholfen haben, sind heute in der Defensive. Aber mit ihren Versuchen, nicht-kapitalistische Beziehungen aufzubauen, zeigen sie, dass ein anderes Leben möglich ist. Ihre Erfahrungen sind Bausteine für eine andere Gesellschaft. … Zibechis Buch ist ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Debatte um Aufstände und Revolution.
Alix Arnold Bausteine für eine neue Welt aus ila 351 mehr …

Zibechi zeichnet in den „Territorien des Widerstands“ eine langfristige Entwicklung seit den 1950er Jahren nach, in der die los de abajo – „die von unten“ – über den ganzen Kontinent verteilt sich Räume eroberten und dort alternative Lebensweisen etablierten. Denn die Beherrschung des Raumes ist für den Publizisten aus Uruguay der Schlüssel nicht nur zum Verständnis der aktuellen Herrschaftsverhältnisse, sondern auch zu ihrer Überwindung. Erst wenn die Herrschaft der Bourgeoisie über den Raum gebrochen werde, könne die Linke ihre Position der Schwäche verlassen. … Zibechi betont gegen die üblichen Erzählweisen vom dschungelhaften Überlebenskampf in den Armenvierteln die dort anzutreffende Solidarität. Das ist diskutabel, aber kritikwürdig ist die Verklärung widersprüchlicher Tendenzen. Auch der positive Bezug auf die Transformation indigener und ruraler Traditionen und Beziehungen in die Städte hinein ist romantisierend, wenn nicht auch die damit verbundenen Zwänge thematisiert werden. So wirken manche Ausführungen wie eine idealistische Postulation eines neuen revolutionären Subjektes, der Suche nach Strukturen, die das bessere Leben bereits im Bestehenden abbilden. Dabei wäre schlicht die Schilderung, dass die Menschen in den Peripherien der Metropolen Lateinamerikas aktive, selbst handelnde Subjekte sind und nicht Ausgespuckte, die in den Armenvierteln ein tristes Dasein fristen, eine spannende Erweiterung des Diskurses gewesen.
Simon Brüggemann Gefühlvolle feminine Territorien? aus iz3w

Raúl Zibechis neues Buch handelt vom emanzipatorischen Potential der städtischen Peripherien.
Tobias Lambert Bewegte Territorien aus Lateinamerika Nachrichten mehr …

Als engagierter Journalist gehört Zibechi zu den seit einigen Jahren umtriebigsten und auch theoretisch interessantesten BewegungsforscherInnen der Amerikas.
Jens Kastner aus springerin mehr …

Fast eine Milliarde Menschen leben heute in Armenvierteln an den Rändern der Megacities. Raúl Zibechi untersucht die gigantischen Peripherien in Lateinamerika. Das Buch fächert panoramaartig die Vielfalt politischer Bewegungen auf, die hierzulande bisher wenig reflektiert wurden.
Florian Schmid Kampf an den Rändern aus taz

Zibechi leistet einen konsequent antistaatlichen Beitrag für die gegenwärtige Diskussion um Veränderung und Revolution im Kontext der Städte genau aus der Perspektive derer, die in den “Hütten” leben.
Wo beginnt die Revolution (der Städte)? aus TERZ mehr …