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Kommt herunter, reiht euch ein …

Eine kleine Geschichte der Protestformen sozialer Bewegungen

272 Seiten, Paperback, als Printausgabe vergriffen, ursprünglicher Preis 18,00, PDF zum freien Download, Ove Sutter (Hg.)

ISBN

978-3-935936-71-2

Erschienen

08/2009

Alle Bücher von , bei Assoziation A

Beschreibung

Kostenloser Download als PDF

Im Laufe der wechselvollen Geschichte der sozialen Bewegungen hat sich ein vielfältiges Repertoire an Protestformen herausgebildet, mit denen versucht wird, einzugreifen, zu verhindern oder zu behindern sowie gesellschaftliche Veränderung denkbar und möglich zu machen. Dazu gehören Straßendemonstrationen, Kundgebungen, Infostände, Happenings, Reclaim-the-Street-Partys, Pink & Silver, Rebel Clown Army, Streiks oder direkte Aktionen sowie Aktionen des zivilen Ungehorsams wie beispielsweise Boykott-Aktionen, Sitzblockaden oder Tortenwerfen.

Um Protest nach außen zu vermitteln, werden Unterschriften gesammelt, Petitionen verfasst, Fahnen geschwenkt, Transparente gemalt, Plakate layoutet, Graffitis gesprüht, Flugblätter verteilt, Musik gespielt und Lieder gesungen oder auch einfach nur bestimmte Kleidungsstücke getragen.

Dieses Buch beschreibt die wechselvollen Geschichten des Protests sozialer Bewegungen anhand dieser und anderer Aktionsformen sowie die damit verbundenen Kommunikations- und Handlungsmuster von 1848/49 bis heute. Die Beiträge umreißen eine Vorgeschichte der sozialen Revolten der 1960er-Jahre und zeichnen nach, was sich in der Folgezeit unter dem Einfluss von »1968« entwickelt hat. Erkenntnisleitend ist dabei die Frage nach dem Möglichkeitshorizont aktueller Protestformen.

Inhaltsverzeichnis

Klaus Schönberger & Ove Sutter: Zur Form des Protesthandelns sozialer Bewegungen

Sebastian Haunss: Die Bewegungsforschung und die Protestformen sozialer Bewegungen

Larissa Denk & Fabian Waibel: Vom Krawall zum Karneval. Zur Geschichte der Straßendemonstration und der Aneignung des öffentlichen Raumes

Andrej Mischerikow & Ines Taube: Die Fahne – »Das ist mehr wie‘n Tuch«

Philipp Franz & Ove Sutter: »… nur mal einen Stein ins Wasser schmeißen«. Ein Gespräch mit Michael Vester über Geschichte und Praxis der direkten Aktion

Karoline Boehm & Andrej Mischerikow: Das Transparent

Tobias Bäumer: Zeichen setzen! Graffiti sind Krieg

Thomas Kühn: »Hört die Signale!« Musik im Protest sozialer Bewegungen

Karoline Boehm: Warenboykott! Vom Arbeitskampf zum Angriff auf das Image

Andrej Mischerikow: Von Infoständen und Unterschriftensammlungen

Martin Hofer & Michael Stritzel: Der Streik. Zwischen gesellschaftlicher Einhegung und unkontrollierter sozialer Bewegung

Klaus Schönberger: »Torte statt Worte«. (K)eine Theorie des Tortenwerfens

Larissa Denk & Jan Spille: Kleidsamer Protest – Medium und Moden des Protestes

Karoline Böhm & Andrej Mischerikow & Alexander Schack: Reclaim the Wall! Zur Archäologie des plakativen Mauer-Anschlags

Andrej Mischerikow: Aneignung und Umnutzung. Medientechnik und soziale Bewegungen

Philipp Franz & David Höh & Ines Taube: »Protest« von rechts – Protestformen von links?

Konkrete politische Aktionsformen waren für die sozialwissenschaftliche Forschung über soziale Bewegungen bisher eher ein Randthema, interessierten doch vielmehr Fragen nach den Entstehungsbedingungen von Bewegungen oder den Variablen für ihren Erfolg. Innerhalb sozialer Bewegungen hingegen wird sich laufend mit der Frage nach Aktionsformen beschäftigt. Alte Formen werden verworfen oder wiederentdeckt und neue entwickelt. Dies kann gezielt geschehen, inhaltlich gemessen am jeweiligen Thema, Anlass, Kontext und Ziel. Häufig wird jedoch eher aus Gewohnheit und kulturellen Vorlieben entschieden, in welcher Form Protest ausgedrückt oder Widerstand geleistet wird. Ausgehend von der Geschichtsvergessenheit sozialer Bewegungen und dem damit einhergehenden Erfahrungsverlust beginnt das von Klaus Schönberger und Ove Sutter herausgegebene Buch Lücken zwischen und in Bewegungsforschung und Aktivismus zu füllen. Es versucht, in beide Bereiche hinein zu reflektieren und beide zu vermitteln. … Schönbergers und Sutters Modell ist durchaus auch für den Aktivismus brauchbar, indem es systematisiert, was zentrale Fragen sind (oder sein sollten): Was soll eine konkrete Aktion erreichen, an wen richtet sie sich und mit welchen Mitteln wird das Ziel kommuniziert? Einen allgemeingültigen Zusammenhang zwischen emanzipatorischen Inhalten und Aktionsformen lässt sich laut der AutorInnen nicht formulieren. Nicht zuletzt das Auftreten von Neonazis in ehemals linken Dress-Codes, als Schwarzer Block oder mittels Straßentheater macht erneut deutlich, dass es eine diesbezügliche Sicherheit nicht geben kann. Die alte Frage nach der Form des Protests kommt also nicht ohne die Frage nach dem Kontext und seinen Inhalten aus. “Wenn nach der Lektüre die Einsicht steht, dass dieser Zusammenhang bei jeder Aktion (…) jeweils neu thematisiert werden muss, dann hat dieses Buch sein Ziel erreicht”, schreiben Schönberger und Sutter in ihrer Einleitung. Konsequenterweise fordert dies auch dazu auf, die eigenen linken, subkulturellen Identitäten und Ideologien und ein linkes, autonomes Festhalten an “Militanz als Inhalt” in Frage zu stellen. “Kommt herunter, reiht Euch ein” stellt interessante, oftmals vergessene Aktionen dar, beschreibt internationale und interkulturelle Transfers und macht Zusammenhänge deutlich – wozu auch die zahlreichen Fotos von Protestereignissen beitragen. Da politische AktivistInnen meist nur einen kleinen Teil dessen nutzen, was sozialen Bewegungen an “widerständigen Repertoires” zur Verfügung steht, und dabei meist auf bewährte Formen zurückgreifen, kann dieses Buch Anregungen geben, die eigene Praxis historisch zu verorten und zu reflektieren – und im besten Falle kreativ zu erweitern.
Marc Amann aus ak 545

Der Band stellt eine bewusste Verbinndung zwischen Wissenschaft und politischem Aktivismus her. Er kann dazu beitragen, einer entpolitisierenden Historisierung der Protestbewegungen entgegenzuwirken.
Andrea Gabler aus Archiv f. d. Geschichte d. Widerstands

Im Schweizer Radio wurde (Ko-)Herausgeber Klaus Schönberger zu dem Buch interviewt.
Raphael Zehnder Eine Geschichte des Protests aus DRS2aktuell mehr …

Der Band schließt eine Lücke zwischen Bewegungsforschung und Aktivismus. Als Lesetipp empfiehlt er sich für alle Interessierten und Aktiven, die bereit sind, die eigene politische Praxis in einen breiteren Kontext zu stellen – und auch einmal in Zweifel zu ziehen.
Lisa Mayr aus Falter mehr …

Besonders überzeugend ist das Buch, wo aktu­elle Protestformen in einen historischen Kontext eingebettet werden und Kontinuitäten und Wandel so gleichermaßen in den Blick geraten. … Es sind die Globalisierungskritiker, Kommunikationsguerilleros und gendergetroublete Bewegte, denen das Wohlwollen der Autoren gilt.
Jessica Zeller Wie aus der Latschdemo der Flashmob wurde aus jungle world mehr …

»Es geht darum, über die Analyse der Form eine Repolitisierung zu erreichen. … Es ist quasi eine akademische ›Handreichung‹ für die politische Bewegung.«
Erk Schilder Interview Karoline Boehm Klaus Schönberger aus MALMOE mehr …

Die Frage nach Form und Inhalt von Politik hat keineswegs nur einen rein philosophischen Charakter. Die von Klaus Schönberger und Ove Sutter zusammengetragenen Beiträge bieten einen wichtigen Anstoß zur Debatte.
Gottfried Oy Form ist Inhalt aus Neues Deutschland mehr …