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240 Seiten, Paperback
ISBN | 978-3-935936-83-5 |
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Erschienen | 03/2011 |
Klaus Franz hat es getan, Berthold Huber hat es getan, Joschka Fischer hat es getan.
»Ich wusste nicht, was auf mich zukam. Aber ohne die Arbeiterklasse hatten wir keine Chance, die Welt zu verändern, so viel war klar.« Das schreibt Harry Oberländer 1977, einige Jahre nachdem er als revolutionärer Aktivist bei Opel in Rüsselsheim angeheuert hatte. Vom Studenten zum Arbeiter.
Was heute kaum vorstellbar klingt, war Anfang der 70er Jahre weit verbreitet. Auf die antiautoritäre Revolte von 1968 folgte für viele der Schritt in die Produktion; einige Tausend junge Linke tauschten den Seminarstuhl gegen die Werkbank ein, um die Arbeiterklasse für Revolution und Kommunismus zu begeistern.
Inzwischen ist Klaus Franz (ehemals Mitglied der maoistischen KPD/AO) Betriebsratsvorsitzender bei Opel, Berthold Huber (ehemals Mitglied in der Vorgängerorganisation der MLPD) Vorsitzender der IG Metall, und Joschka Fischer (ehemals Revolutionärer Kampf, Frankfurt) war der erste grüne Außenminister und berät nun deutsche Unternehmen aller Sparten.
Über die bunte Vielfalt der linken »Betriebsintervention« ist hingegen kaum noch etwas bekannt. Ebenso fast vergessen: Auch in bundesdeutschen Fabriken herrschten in jenen Jahren keineswegs nur Ordnung, Fleiß und Disziplin. Zwar ließen sich die westdeutschen ArbeiterInnen anders als in Frankreich oder Italien nicht von der revolutionären Begeisterung mitreißen, die die Universitäten erfasst hatte, doch wilde Streiks waren häufig und hohe Lohnabschlüsse die Regel.
Das Buch geht der Faszination nach, die diese Ereignisse auf die rebellischen StudentInnen hatte. Es behandelt die K-Gruppen, die sich an Lenins Modell der Kaderpartei orientierten, ebenso wie die Spontis, deren Schlachtruf »Wir wollen alles« lautete und die die These von der Autonomie der Arbeiterkämpfe in der Fabrik erproben wollten. Es zeichnet den Weg junger Linker in die Betriebe nach und schildert, welche Erfahrungen sie dort machten. Damit handelt es vom Konflikt zwischen revolutionären Wünschen und den Mühen des Alltags, von Begeisterung und Ernüchterung über die Arbeiterklasse und von der Krise der autoritären Disziplin, die zur Krise der Großfabrik und der an ihr orientierten politischen Ansätze beitrug.
Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen der ProtagonistInnen dieses Experiments, die mal nur einige Monate, manchmal ein ganzes Leben in der Fabrik geblieben sind.
In seinem Buch über “Linke Fabrikintervention in den 70er Jahren” macht Jan Ole Arps diese historische Erfahrung für eine jüngere, seine Generation diskutierbar, die davon höchstens als skurriler Randerscheinung der Studentenbewegung gehört hat.
Christian Frings So süß wie Maschinenöl aus ak 560 mehr …
Es gibt Bücher, die rauben einem den Schlaf. Denn sie rühren an der Seele. Die “Frühschicht” ist so ein Buch.
Wolfgang Ratzel aus Contraste mehr …
Marian Fischer setzt mit ihren Überlegungen zum Verhältnis von Selbstorganisation und Stellvertreterpolitik die Debatte um das Buch “Frühschicht” im Express fort.
Marian Fischer aus express 10/2011 mehr …
Wolfgang Schaumburg leitet mit seinem Beitrag eine Serie von Auseinandersetzungen mit dem Buch in der zeitschrift express ein.
Wolfgang SchaumburgIntervention in der Arbeitswelt aus express 8-9/2011 mehr …
Es ist nicht verwunderlich, wenn in den bewegten Jahren nach 1968 Teile der radikalen Linken den Drang verspürten, sich unters Volk zu mischen: von der Universität in die Fabrik, den „Seminarstuhl gegen die Werkbank“ eintauschend. Von diesen Leuten, ihren Wegen und Problemen, erzählt das Buch von Jan Ole Arps, und zwar in ganz ausgezeichnet lebendiger und nachvollziehbarer Weise.
Philippe Kellermann aus Grundrisse mehr …
“Frühschicht” ist ein bemerkenswerter Versuch, sich linken Betriebsaktivitäten in den 1970er-Jahren zu nähern. Die Sympathie des Autors für diese Bestrebungen und die etwas einseitige Literaturauswahl schmälern nicht das Verdienst, ein bisher nur als Randnotiz wahrgenommenes Phänomen in den Blick zu nehmen.
Knud Andresen aus H-Soz-u-Kult mehr …
Die Arbeit reflektiert vorurteilsfrei ein bedeutendes Stück politischer Geschichte des Linksradikalismus in der Bundesrepublik.
Markus Mohr Paradies, bitte melden aus junge welt mehr …
In einem Interview mit dem Titel »Raus aus dem studentischen Milieu, rein in die Bevölkerung« erläutert Jan Ole Arps die Hauptthesen seines Buches.
Pascal Jurt Interview mit Jan Ole Arps aus jungle world mehr …
Linke Studenten heuerten in den 1970er Jahren in Fabriken an. In Berichten über die 68er Bewegung bleiben diese »Fabrikinterventionen« oft ausgespart. Jetzt hat der Berliner Politikwissenschaftler Jan Ole Arps ein gut lesbares Buch über dieses vergessene Experiment linker Geschichte herausgeben.
Peter Nowak aus Neues Deutschland mehr …
Während Jochen Gester das Buch mit Gewinn gelesen hat und es insbesondere jüngeren LeserInnen zur Lektüre empfiehlt, bemängelt Dieter Braeg einige Lücken in der Darstellung und wünscht sich eine zweite, erweiterte Auflage.
Jochen Gester und Dieter Braeg Die proletarische Wende aus SoZ mehr …
Das Buch bietet ein willkommenes Korrektiv gegen die retrospektive Pathologisierung der linken Fabrikinterventionen. Es ist ein neugieriger Bericht über das Aufeinandertreffen von revolutionären Absichten und betrieblichem Alltag. Es fragt nach dem Aktuellen, Unabgegoltenen dieser Geschichte, nämlich dem Zusammenhang zwischen politischer Radikalität und Arbeitsleben.
Mischa Suter aus Sozial.Geschichte Online mehr …
In der Wildcat Nr. 90 findet sich eine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Buch, das gut geschrieben und für Jüngere interessant sei, auch wenn die RezensentIn die Schlussfolgerungen des Autors nicht teilt. Lesenswert!
Morgenmuffel aus Wildcat 90 mehr …