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Ver/sammeln antirassistischer Kämpfe, Bd. 1, 312 Seiten, Paperback, Tarek Shukrallah (Hg.)
ISBN | 978-3-86241-507-6 |
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Erschienen | 09/2024 |
»Nicht die Ersten« versammelt Bewegungsgeschichten queerer Schwarzer Menschen und People of Color in Deutschland von den 1980er-Jahren bis heute. Dabei rücken die Erzählungen von Zeitzeug*innen selbst in den Fokus der Geschichtsschreibung.
Der Band versteht sich als aktivistische Intervention in eine cis heteronormative Geschichte antirassistischer Kämpfe einerseits und eine weiße Erzählung queerer Geschichte andererseits. Damit stellt der Band zugleich ein Bewegungsarchiv und ein Beitrag zu einer »Queer of Color«-Kritikperspektive im deutschsprachigen Kontext dar. Er fragt danach, wo, wann und wie Geschichte(n) erinnert werden, und verweist darauf, dass gesellschaftliche Kämpfe in ihren konkreten wie theoretischen Bezügen in einem geschichtlichen Kontext stehen. Heutige Kämpfe fußen auf vergangenen Auseinandersetzungen, haben immer eine Geschichte, mag diese noch so fragmentarisch oder brüchig erscheinen.
Nach den Aufbrüchen in den 1980ern werden der Mauerfall und die frühen Jahre der »Wiedervereinigung« zum Kristallisationspunkt einer Gegensatzbeziehung: Für eine weiße schwul-lesbische Bürgerrechtsbewegung sind sie der Beginn eines erfolgreichen Marsches durch die Institutionen, für migrantische Communitys wird die Wendezeit als »Baseballschläger-Jahre« in die kollektive Erinnerung eingehen. Queerfeindlichkeit wird externalisiert und als Problem »migrantischer« Communitys dargestellt. In einer Welt, in der queere Körper als weiß, und People of Color als ihr gewaltvolles Gegenüber konstruiert werden, erscheint die Existenz von queeren Körpern of Color unmöglich.
Der Band archiviert erfolgreiche und anhaltende Kämpfe von Queers of Color, von »Elders«, von Vorbildern. Die Texte geben Zeugnis und Inspiration für gegenwärtige und zukünftige Generationen von Queers of Color in ihren Kämpfen gegen Kapitalismus, Rassismus, Queerfeindlichkeit, Sexismus und für emanzipatorische Freiräume.
Mit Beiträgen von: Koray Yılmaz-Günay, Jasmin Eding, İpek İpekçioğlu, Cihangir Gümüstürkmen, Saideh Saadat-Lendle, Paisley Dalton, Tsepo Bollwinkel, Birol Işık, Zezé Soarez, Amir Saëmian, Jin Haritaworn, Newroz Çelik, Mina Jawad, Wassan Ali und Thao Ho.
»Das Buch stellt eine wichtige Ergänzung und Kritik an queerer Bewegungsgeschichte dar und besticht vor allem durch die verschiedenen Menschen, die darin zu Wort kommen. Der zweite Teil ist also besonders für Geschichtsforschende spannend. Bestimmte Aspekte bleiben unklar, unter anderem eine Begriffsklärung von Elders oder wie genau die Porträttexte entstanden sind. Dennoch ist es ein wichtiges Buch, welches versucht, queere Geschichte und antirassistische Geschichte in Verbindung miteinander zu erzählen.«, Weiberdiwan
Wir brauchen einander, denn wir leben in einer Welt, die uns an den Rand drängt. Wir haben eine Verantwortung füreinander – das gilt nicht nur für queere Communitys. Die Gesellschaften in Europa sind tief gespalten, das sieht man am Aufstieg von Parteien wie der AfD und des Front National. Vieles davon ist eine Folge der 1990er Jahre. Die widerständigen Geschichten in unserem Sammelband lassen uns eine andere Welt möglicher erscheinen. Eine Welt, in der wir kollektiver, solidarischer und besser zusammenleben können. Tarek Shukrallah im Interview, Tagesspiegel
Das Buch ist keine Opfergeschichte, sondern das Gegenteil davon. Das Buch zeigt auf, dass Kämpfe von Queers of Color immer da waren, und dass alle Kämpfe und Bewegungen, die wir hier heute besprechen, miteinander zusammenhängen. Tarek Shukrallah im Interview, Deutschlandfunk Kultur
Wir haben Geschichte und wir sind nicht allein. Wir leben in einer Welt, in der die Verhältnisse so stark miteinander verbunden sind, dass wir uns nur miteinander befreien können, weswegen unsere Kämpfe als queere Bewegungen antirassistisch und dekolonial sein müssen.
Tarek Shukrallah im Interview, Siegessäule
Queers of Color sind wegen der Zusammenwirkung von Rassismus, Klasse und Geschlecht/Sexualität historisch unsichtbar. Umso wichtiger ist es, ein gemeinsames Narrativ zu spinnen, sich selbst zu vergewissern, dass wir nicht allein sind und dass unsere Kämpfe mit denen anderer in Beziehung stehen.
»Wir sind nicht geschichtslos«, Interview mit Tarek Shukrallah, ak 707