Ein schonungsloses Buch.
Armin Hering Vernichtendes Urteil aus Deutschlandradio ANDRUCK mehr ...
Insgesamt liegt der Schwerpunkt des Buches auf sozialen Bewegungen und Kämpfen im heutigen Post-Apartheid-Staat sowie in der Analyse des sozio-ökonomischen Kontextes, in dem diese agieren und der durch die neoliberale Ausrichtung der Politik der an der Regierung befindliche Drei-Parteien-Allianz bestimmt wird.
aus Grundrisse mehr ...
Den beiden Herausgebern und den vielen AutorInnen geht es um eine vielschichtige Beschreibung der sozialen Bewegungen im Post-Apartheid-Staat. Alle AutorInnen stehen links-undogmatisch und weiterhin basisbewegt vom übermächtigen, den öffentlichen Politikdiskurs bestimmenden ANC. Und genau deswegen ist das Buch spannend, erhellend und erfrischend zu lesen. Wo die einstige Befreiungsbewegung in der Analyse und Veränderung der Verhältnisse in Südafrika intellektuell und moralisch arg verfettet, plagen die AutorInnen dieses Buches eher gesunde Selbstzweifel über die Wege und Richtungen der gegenwärtigen sozialen Kämpfe. Sie haben den Mut, Fragen ohne Antworten zu stellen, reflektieren und kritisieren dabei die eigenen praktischen und akademischen Erfahrungen und suchen bei den Strategien und Konzepten für ihre Basispolitik den internationalistischen Austausch. In dem Buch schreiben Intellektuelle und einstige politische Gefangene wie Neville Alexander, der zwar politisch nie mehrheitsfähig war, aber intellektuell und analytisch immer zu dem Interessantesten gehörte, was die breite Anti-Apartheid-Bewegung zu bieten hatte. ... In einem Interview kommt der verdiente Aids-Aktivist Zackie Achmat zu Wort, der trotz seiner erbitterten Kämpfe gegen die zynische und tödliche HIV-Aids-Politik des ANC unter Präsident Thabo Mbeki eindrucksvoll erklärt, warum er weiterhin ANC-Mitglied ist. ... Neben kritischen Akademikern wie Patrick Bond und Achille Mbembe kommen auch Aktivistinnen wie Mandisa Mbali und Prishani Naidoo zu Wort, die ihre praktische Arbeit beim Antiprivatisierungsforum (APF) bzw. bei der Aids-Kampagne Treatment Action Campaign (TAC) in die Unis getragen und zum Gegenstand der Forschung gemacht haben. ... Man muss nicht mit Oupa Lehuleres Analyse über die Gründe der xenophoben Gewalt gegen MigrantInnen in südafrikanischen Townships im Juni 2008 übereinstimmen. ... Aber lesenswert ist der Artikel allemal, weil er sich auf die Suche nach möglichen Antworten auf die Frage macht, warum die südafrikanische Arbeiterklasse auf ihre Lebensbedingungen mit Xenophobie statt mit Brotrevolten oder Aufständen gegen den Neoliberalismus reagierte. Auch wenn dieses Buch wohl nur eine kleine Nische bedienen wird: Man würde dieses Buch gerne jedem Journalisten und Berichterstatter ... ins Handgepäck legen.
Andreas Rosen aus Inkota-Brief 152
Ein Mittel gegen die Mattigkeit und eine mitreißende Analyse der aktuellen sozialen Kämpfe.
Kolja Lindner aus iz3w 318 mehr ...
Das Buch verlässt den Mainstream und spricht Fragen an, die auch für soziale Bewegungen in Europa von grundsätzlicher Bedeutung sind.
Ghostdog Grenzen der Befreiung nicht unverrückbar aus izindaba mehr ...
In dem gerade erschienenen Sammelband »Südafrika. Die Grenzen der Befreiung« erinnern die Herausgeber an die »Freedom Charta«von 1955. In ihr ging es um nichts Geringeres als »den Aufbau einer anderen, an den Bedürfnissen der Menschen orientierten Gesellschaft«. »Sozialistisch und basisdemokratisch geprägt« sollte sie sein. Anderthalb Jahrzehnte nach den Feiern der »Regenbogennation«, die der Welt zeigen sollte, wie es geht, steht fest: Es ging nicht. Dem Sturz der weißen Herrschaft, der die Ideale der bürgerlichen Revolution endlich auch nach Südafrika trug, folgte keine soziale Revolution. ... Die Autorinnen und Autoren, alles ausgewiesene Fachleute, beschränken sich auf die Beschreibung und Analyse der Lage im Land und deren Entstehung. Warum grassiert in den Siedlungen am Rande der urbanen Zentren nach wie vor das Elend? Wie konnte es zu den gewaltsamen Übergriffen auf Armutsflüchtlinge aus dem Norden Afrikas kommen? Zur sträflichen Unterschätzung der Geißel AIDS durch die Regierung, zu schnellen Verkrustungen der politischen Strukturen innerhalb des regierenden ANC und und und. ... In allen Widrigkeiten wächst die Hoffnung. Nur wer die Grenzen der Befreiung kennt, kann sie gegebenenfalls überschreiten. Also setzen die Kämpfe von heute an Problemen der Vergangenheit an, die – nach der Apartheid – im Neoliberalismus konserviert sind. Am ungleichen Zugang zu Wohnraum, Gesundheitsversorgung und sozialen Grundleistungen entzündet sich der neue Widerstand, nunmehr gegen die »eigenen Leute«: Die Geduld mit denen ist endlich, vermitteln die Aktivisten und Wissenschaftler im Buch unisono. Sie geizen nicht mit Beispielen, wie sie selbst an Grenzen stießen, wie soziale Forderungen unterschiedslos abgetan wurden oder in die Mühlräder der Bürokratie gerieten. Indem sie das darstellen und analysieren, öffnen sie Aussichten auf Veränderung. Desillusionierung über einen unterstellten Automatismus zum Besseren kann Aktivitäten befördern. Seit einiger Zeit formieren sich in Südafrika neue Bewegungen der Frauen, Landlosen, Anti-AIDS-Aktivisten. Auch an der Basis der in die Jahre gekommenen Befreiungsbewegung.
Raoul Wilsterer Kap der guten Hoffnung aus junge welt
Wer die WM zum Anlass nehmen will, um sich über die sozialen und politischen Verhältnisse des Landes am Kap der Guten Hoffnung zu informieren, der greife statt zu WM-Broschüren besser zu einem kürzlich im Verlag Assoziation A erschienenen Buch.
Peter Nowak aus Neues Deutschland mehr ...
Ein für alle an Südafrika, dem Erbe seines Befreiungskampfes und dem Streit um seine gesellschaftliche Zukunft Interessierten überaus empfehlenswertes Werk.
aus Schattenblick mehr ...
Die im Buch versammelten kritischen Stimmen aus dem linken Spektrum – eine sehr gute Auswahl prominenter und weniger bekannter südafrikanischer Akademiker und AktivistInnen – greifen die brennenden Probleme des Landes auf, das 1994 antrat, Ungleichheit zu überwinden. Das geschieht nicht mit Häme, sondern im Gegenteil: Fast alle, vor allem die Vertreter der sozialen Bewegungen, arbeiten sich gründlich an der Regierung der ehemaligen Befreiungskämpfer ab, an der Grundfrage: Wenden wir uns – noch immer hoffnungsvoll – an diesen „neuen“ Staat oder müssen wir die ausgegrenzte Mehrheit der Armen „gegen“ diesen Staat mobilisieren. ... Die Geduld der armen Bevölkerung hat viel mit der Geschichte zu tun, betont der international bekannte AIDS-Aktivist aus Kapstadt, Zackie Achmat, in einem beeindruckenden Interview. Obwohl gerade seine Initiative, die „Treatment Action Campaign, gegen die unwillige Regierung für staatsfinanzierte Anti-Aids-Medikamente kämpfen musste – mit großem Erfolg, wählt Achmat selbst noch immer den ANC. Er kritisiert dessen autoritäre Strukturen, betont aber die unvergessene Rolle im Befreiungskampf. ... Während sich also Achmat Reformen innerhalb des neoliberal ausgerichteten südafrikanischen Staates vorstellen kann, wehren sich Basisinitiativen in den städtischen Townships radikaler gegen die mangelnde Armutsbekämpfung. Mehrere Beiträge des Buches befassen sich mit den Gruppen, die sich im „Anti-Privatisierungsforum“ zusammengeschlossen haben. Denn die Privatisierung zum Beispiel der Wasser- und Stromversorgung verhindere die in der südafrikanischen Verfassung garantierte Befriedigung der Grundbedürfnisse. Während der Ökonom und Regierungskritiker Patrick Bond in einem ausgezeichneten Essay die Zurichtung der Metropole Johannesburg für die allumfassende kapitalistische Verwertung beschreibt, vertieft die Aktivistin Prishani Naidoo die Schwierigkeiten beim Widerstand gegen diese Entwicklung. ... Neville Alexander, ehemaliger Befreiungskämpfer und bis heute eine wichtige Stimme der politisch nie mehrheitsfähigen aber analytisch stets einflussreichen trotzkistischen Strömung in Südafrika, betont: Die soziale Ungleichheit hat sich in Südafrika enorm verstärkt, und zwar entlang der alten Trennungslinien zwischen den Hautfarben. Auch, weil die Zitat „rassischen“ Kategorien immer noch tief in den Köpfen verankert sind. ... Es braucht also Zeit und den Druck von unten auf die Führung, um die „Grenzen der Befreiung“ vom Erbe der Apartheid auch ökonomisch zu überwinden. Das Buch schildert gut lesbar, spannend und differenziert die komplexen Hintergründe und Schwierigkeiten im politischen Alltag der sozialen Bewegungen. Eine sehr gute Lektüre gegen Klischees und überdies mutmachend für Menschen in den Zivilgesellschaften in anderen Teilen der Welt.
Birgit Morgenrath aus WDR 3 Resonanzen weltweit
17 Autorinnen und Autoren, die Mehrheit aus Südafrika, analysieren die Vielzahl von Konflikten, die die „Regenbogennation“ heute umtreiben: die wachsende Kluft zwischen arm und reich, die schleppende Landreform, Gewalt gegen Frauen, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sowie der Kampf gegen HIV/Aids.
Gesine Wolfinger Mit Fußball gegen die Katerstimmung? aus Welt-Sichten mehr ...
Der Fixierung auf Regierungshandeln und Parteienkonstellationen eine Analyse von sozialen Bewegungen gegenüberzustellen ist das große Verdienst des Sammelbandes. Den Herausgebern ist es gelungen, die bei Sammelbänden oft zu befürchtende Beliebigkeit der Beiträge zu vermeiden. Der Blickwinkel "von unten" wird stringent durchgehalten, sodass der Leser am Ende einen guten Eindruck der Probleme, der Stärken und Schwächen der südafrikanischen Basisbewegungen gewinnt. Einige Beiträge und Interviews dienen darüber hinaus der theoretischen Verallgemeinerung. Die Autoren stammen überwiegend aus dem Lager der "außerinstitutionellen Linken", stehen also dem Regierungskurs, einschließlich dem der Gewerkschaft Cosatu und der Kommunistischen Partei (SACP), kritisch gegenüber. Dies gilt auch für die Herausgeber des Bandes. ... Viele der Beiträge behandeln Auseinandersetzungen um konkrete Themen wie den Kampf um Zugang zu bezahlbarer Strom- und Wasserversorgung, gegen die ungleiche Landverteilung, für den Zugang zu AIDS-Medikamenten und um mehr Geschlechtergerechtigkeit. Dabei zeigt sich, dass die Akteure vielfach Kampfformen aus dem Anti-Apartheid-Kampf wie Zahlungsboykotte anwenden. ... Insgesamt eröffnet der Band einen faszinierenden Einblick in die Vielfältigkeit der südafrikanischen Probleme einerseits und der Ansätze zu ihrer Lösung andererseits.
Jörg Goldberg Basisbewegungen und Regierungspolitik aus Z - Zeitschrift Marxistische Erneuerung


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