Einer der derzeit interessantesten und lesenswertesten Publizisten zum komplexen Thema der Globalisierung.
Patrick Küppers, Urbanes Elend, Deutschlandradio, 10.6.2007 mehr ...
Davis ist vermutlich der radikalste Urbanist Amerikas.
Nico Weber, Die Zukunft der Megastädte, 3sat/kulturzeit, 26.4.2007
Es ist das erste Buch, das sich mit Slums global beschäftigt und ein geradezu apokalyptisches Szenario für die Zukunft erstellt.
Christine Daum, aspekte/ZDF, 8.7.2007
Millionen der Ärmsten auf dieser Erde leben in den Slums der großen Städte und es werden immer mehr, denen jede Chance auf ein besseres Leben, auf sauberes Wasser, auf ein Dach über dem Kopf, auf Bildung und Gesundheitsfürsorge genommen ist. Den Medien im reichen Norden sind diese Menschen nur selten ein paar Zeilen oder Blicke wert. Der US-amerikanische Stadtsoziologe und Historiker Mike Davis hat genau hingesehen und sich in einer Studie mit den Voraussetzungen und Folgen von Elendsquartieren befasst.
Gerhard Klas, Deutschlandradio, 25.6.2007 mehr ...
Erstmals leben mehr Menschen in Städten als außerhalb. Mike Davis beschreibt in „Planet der Slums“ die Folgen der Urbanisierung – nicht zuletzt für die modernen, asymmetrischen Kriege.
Jochen Becker, Die Gefahren der Peripherie, taz, 28.7.2007 mehr ...
In "Planet der Slums" zeigt Mike Davis Ursachen und Folgen des weltweiten urbanen Wachstums. Sensationalismus und apokalyptische Neigungen sind Davis fremd, dennoch ist die Leseerfahrung stellenweise, als strecke man den Kopf aus einem Auto in voller Fahrt: Zuerst wird alles lauter und eindringlicher, um sich dann in ein betäubendes Rauschen zu verwandeln.
Matthias Becker, Die Stadt als Katastrophe, der Freitag, 24.8.2007 mehr ...
Die Fülle wissenschaftlicher Untersuchungen, auf die Davis sich beruft, unterstreicht den sachlich-fundierten Charakter des Buches.
Claudia Heine, Urbane Revolution, Das Parlament, 26.11.2007
Interview mit Mike Davis zu seinem Buch "Planet der Slums"
Tom Engelhardt, Ground Zero der Menschheit, Telepolis, 6.3.2007 mehr ...
Eine politische Streitschrift. Davis verbindet Mikro- und Makroebene zu einer großartigen Synthese, die eindringlich und sachkundig die entscheidende Frage stellt: Welche Zukunftsperspektive haben die Menschen auf dem Planet der Slums?
Matthias Becker, Aus Stroh und Plastik gebaut, Frankfurter Rundschau, 28.3.2007
Erwartungsgemäß zieht Davis auch in „Planet of Slums“ ein durchwegs düsteres Fazit. Die Millenium Development Goals der Vereinten Nationen zielten auf eine Halbierung der extremen Armut bis zum Jahr 2015. Dieselbe Organisation warnte 2004, daß dies bei gleichbleibenden Fortschrittsraten bis weit ins 22. Jahrhundert hinein dauern würde. Davis sieht in marxistischer Tradition einen Krisenpunkt des Kapitalismus erreicht, an dem eine immer größer werdende Reservearmee, ohne Hoffnung auf Eingliederung in den ökonomischen Kreislauf, zu einer überflüssigen Masse mutiert, deren Mitglieder zunehmend anfällig für Stammesführer und Politiker werden, die ethnische oder religiöse Exklusion und Gewalt vorantreiben. ... Allerdings wäre durchaus zu fragen, ob Davis mit dem Szenario einer solchen urbanen Apokalypse nicht selbst zu der von ihm beklagten negativen Stigmatisierung der Slumbewohner beiträgt. ... Dennoch handelt es sich um bbbein engagiertes und inspirierendes Buch/BBB, das aus stadtsoziologischer Sicht das Bedürfnis nach einer genaueren Analyse der Lebens- und Überlebensformen in den Slumgebieten weckt.
Jens Wurtzbacher aus Berliner Debatte Initial Nr. 18
„Nur noch Slums und keine Städte mehr“. Diese düstere Vorhersage des indischen Planungsexperten Guatem Chatterjee, die der kalifornische Stadtsoziologe und Historiker Mike Davis in seiner vor kurzem auf deutsch erschienenen Studie „Planet der Slums“ zitiert, mag zwar nicht für Europa und die USA gelten, für weite Teile der restlichen Welt ist sie aber zur Realität geworden. Und die Menschen wandern nicht mehr wie noch im 20. Jahrhundert in die Städte, die Städte wandern zu den Menschen. Ländliche und urbane Entwicklung prallen in Asien, Afrika und Lateinamerika aufeinander, Urbanisierung und Favelaisierung werden laut Mike Davis zu Synonymen. In Slums, in denen es an allem (wie Trinkwasser, sanitärer Infrastruktur, Müllentsorgung oder sozialen Einrichtungen) mangelt, leben schon heute knapp eine Milliarde Menschen. ... Eine Hauptthese des sehr nüchternen, mit vielen Zahlen und Tabellen bestückten Buches ist, dass sich urbanes Wachstum und wirtschaftliches Wachstum vielerorts weitgehend voneinander abgekoppelt haben. Dadurch ist eine neue „globale informelle Arbeiterklasse“ entstanden, die nicht mehr gebraucht wird, und die Davis als „Überschussbevölkerung“ bezeichnet. Erschreckend deutlich wird das am Beispiel der „Hexenkinder“ der afrikanischen Mega-Metropole Kinshasa. Die Kinder, die nicht mehr versorgt werden können, werden als Hexen abgestempelt und verstoßen. ... Mike Davis hat ein pessimistisches Buch geschrieben. Nur wenige Beispiele aus den 1960er Jahren, so aus dem revolutionären Kuba oder aus Brasilien, zeigen, dass der „Slum nicht die unausweichliche Zukunft der Stadt war“. Die unzähligen Fakten und Beispiele seiner Analyse lassen für den radikalen Urbanisten und kritischen Stadtforscher Mike Davis keine optimistische Sicht zu. „Die peri-urbane Armut – eine düstere Welt, die von den bäuerlichen Subsistenz-Solidargemeinschaften weitgehend abgeschnitten wurde, aber auch keine Verbindung mehr zum kulturellen und politischen Leben einer klassischen Stadt besitzt – ist das radikal neue Gesicht der Ungleichheit.“ Nach der Lektüre der 245 Seiten kann man ihm eigentlich nur zustimmen. Allerdings hat der Autor bereits angekündigt, demnächst eine Untersuchung über die „Geschichte und Zukunft des in den Slums verwurzelten Widerstands gegen den globalen Kapitalismus“ zu schreiben. Denn die konkreten Beispiele, die trotz allem Hoffnung machen, gibt es ja auch.
Stefan Thimmel Hexenkinder als Zukunftsvision aus INKOTA-Brief 140
In seinem aktuellen Buch breitet er das ganze Panorama der informellen Expansion der Städte aus. Keine erbauliche Lektüre, aber ein notwendige. ... Mike Davis zeigt zunächst, dass die Sanierungskonzepte der postkolonialen Stadten gescheitert sind ... Aber auch die zuständigen internationalen Organisationen wie etwa die Weltbank haben kaum Besseres geleistet. Harsch kritisiert der Stadtsoziologe die Ideen des Architekten John C. Turner, der den Slums ihre Autonomie lassen wollte unbd gerade in der informellen Selbstorgansation der Menschen das beste Mittel der Entwicklungspolitik sah. ... Er beschreibt die informelle Ökonomie der Slums als einen Teufelskreis der Armut. ... Davis zitiert aus Dutzenden von Untersuchungen ... Diese Arbeiten wären ein ausgezeichnetes Vademecum gegen den neoliberalen Optimismus, der mit geschönten Statistiken die keineswegs rosige Situation gesundbetet. Davis hat all diese Studien gelesen und zusammengefasst. Sein Fazit lautet: "Urbane Segregation ist ein endloser sozialer Krieg."
Mark Terkessidis In der Wellblech-Zone aus Literaturen
Der Historiker und Stadtforscher Mike Davis spürt in seinem Buch, einer faktenreichen Anklage der „Überurbanisierung”, diesem Wandel nach. (...) Heute zeige sich, so Davis, dass die negativen Auswirkungen des Rückzugs des Staates bei weitem die positiven Folgen der Investitionen in die Slums überwiegen. Für ihn stehen diese „brutalen Verwerfungen der neoliberalen Globalisierung” historisch in einer Reihe mit den „katastrophalen Prozessen, die während des spätviktorianischen Imperialismus zwischen 1870 und 1900 die ‚Dritte Welt‘ überhaupt erst geformt haben”. Aus der kritischen Forschung zur „informellen Ökonomie”, jener Form der Existenzsicherung in der illegalen Grauzone jenseits anerkannter Beschäftigungsverhältnisse, übernimmt Davis den Begriff der „passiven Proletarisierung”. Dieser beschreibt die Auflösung traditioneller Arbeits- und Lebensformen, ohne dass etwas Neues an ihre Stelle tritt: „Insgesamt zählt die globale informelle Arbeiterklasse etwa eine Milliarde Menschen, damit ist sie die am schnellsten wachsende soziale Klasse der Welt und historisch ohne Beispiel.” Für die Weltbank ist der informelle Sektor ein „potenzieller Deus ex machina der urbanen Dritten Welt”; allerdings können nur wenige Kleinstunternehmer existenzsichernd arbeiten. Außerdem gebe es keine Vorstellungen, wie die Arbeitslosen und Unterbeschäftigten, derzeit etwa ein Drittel der Weltarbeitskraft, wieder in den allgemeinen Lauf der Weltwirtschaft eingegliedert werden können. Aus dieser Entwicklung Positives zu schöpfen, verbietet sich Davis. Für ihn gibt es keinen „Slum der Hoffnung”. Dennoch macht er von der „entschlossenen Weigerung der neuen städtischen Armen, ihre endgültige Marginalisierung zu akzeptieren”, nicht weniger als die Zukunft der Menschheit abhängig. Paradox? Vielleicht die richtige Antwort auf eine widersinnige Entwicklung.
Gottfried Oy aus Süddeutsche Zeitung


weitere Bücher bei Assoziation A

Informationen zu